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«Wandzeitung» vom 3.4.2018:

Querulantinnen:

Sorgen sind wie Nudeln ...

... man macht sich immer zu viel davon. Wahres und Lustiges sind mir letzte Woche ganz oft und toll begegnet. Sie wissen ja: ich bin ein Büchernarr, und wenn ich durch meine Lieblingsbuchhandlungen streife, suche ich nie etwas Bestimmtes. Ich schaue fasziniert zu, wie mir Bücher zufallen. So hielt ich am Freitag plötzlich QUERULANTINNEN in der Hand. Da ich seit ein paar Monaten so etwas wie ein Gender-Spezialist und -Kritiker geworden bin, ist das nicht erstaunlich. In den "Querulantinnen" kommen nämlich ausschliesslich Freuen zu Wort, Menschen, die in Kabarett und Poesie schwelgen können, und dies nicht zu knapp.

Leider sind mir fast alle Namen unbekannt gewesen, da ich nie ins Kabarett gehe und ich auch keinen Fernseher besitze. Barbara Streisand ist mir trotzdem ein Begriff, aber die Lea Streisand ist mir noch nie untergekommen, und ich weiss nicht einmal, ob die beiden miteinander verwandt sind. Aber von Lea stammt der heutige Titelsatz: Sorgen sind wie Nudeln, man macht sich immer zu viel davon. Das war mein Start ins Buch. Beim Weiterblättern komme ich zu Uta Köbernick, und von ihr möchte ich heute einiges zitieren. Das ist ein schwieriges Unterfangen, ich müsste ja, ganz ordentlich, die Rechte einfordern, es tun zu dürfen. Uta Köbernick lebt in Zürich, wahrscheinlich unter einem anderen Namen. Die Schweizer Agentur, die sie vertritt, ist telefonisch tagelang nicht erreichbar, und deren Chef übers Handy auch nicht. Die deutsche Agentur – Köbernick ist Deutsche – kann und will mir nicht helfen. Die Chefin ist unterwegs zum Flughafen und bittet um eine Mail. Auf die Antwort warte ich noch immer. Und so zitiere ich jetzt halt munter ohne Genehmigung, denn die Uta beeindruckt nicht nur durch ihr Versmass, sondern auch durch ihren Humor und ihre hintergründige Weisheit. Lesen Sie selbst: "Es wackeln die Stühle, ein Milchzahn, die Wände, es wackelt die Zeit, es wackelt das Herz. Es wackelt der Pudding. Es wackeln die Hände. Ein Stossgebet wackelt grad himmelwärts."

Und dann gehts gleich 13 Strophen weiter, ich erspare Ihnen jetzt wenigstens die 12 folgenden, aber eine tolle mute ich Ihnen trotzdem noch zu: "Es wackelt der Busen, es wackelt der Arsch, es wackelt der Saal zum Radetzky-Marsch". Uta bringt noch weiter coole Sätze, zum Beispiel: "Wegschauen hilft leider nicht. Da sieht es nämlich auch nicht besser aus..."

Ok, ich mache da keine Buchkritik, und auch keine Werbung für die Publikation. Ich habe das Buch einfach gekauft. Und mich einige Stunden lang restlos begeistern lassen. Daniela Mayer hat die Texte gesammelt und herausgebracht. Die einzige Autorin, die ich kenne, ist die Schweizerin Lara Stoll, die mit drei Texten vertreten ist, von denen mir "Äh Hosen" am besten gefällt. "Hosen sind rot und Rotwein ist blau". Witzig geht es weiter, und man staunt, was ihr alles zu Hosen einfällt. Und da geht es mir wie der Köbernick. Manchmal fühl ich mich ganz aus dem Zusammenhang, den ich hier gar nicht sehe, gerissen. Naja, Hauptsache der Kontext stimmt. Die von 27 Frauen geschriebenen Texte starten mit einer interessanten Frage: Am Anfang war das Wort. Was war denn vorher? – Pantomime?


André Bernard,
3.4.2018, 117. Jahrgang, Nr. 93.

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