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«Wandzeitung» vom 3.7.2018:

Doppelt gemoppelt:

Was gibts im Doppel?

Genau: den Rittberger. Der doppelte Rittberger ist ein Kantensprung beim Eiskunstlauf und beim Rollkunstlauf. Ich kann ihn nicht. Dann: den doppelten Espresso, den kann ich. Den doppelten Salto (vorwärts oder rückwärts) den hab ich nicht einmal versucht. Den doppelten Grappa: doch, der geht bei mir. Dann gibt es Verschiedenes, das es halt eben nur im Doppel gibt: Zwillinge, Brüste, Hinterbacken,Tennis und so weiter. Im Duden lese ich noch, was über "doppelt gemoppelt" steht: redundant, überzählig, überflüssig, zu viel, zweifach und dann noch:

Unnötig. Das fand ich vor allem beim doppelten Adler. In den Medien wird er nun in den letzten Tagen "Doppeladler" genannt, und ich habe mir von meinem albanischen Schüler zeigen lassen, wie man ihn richtig macht; ich zeige jetzt hier kein Foto, denn in der Presse können Sie ihn hundertfach betrachten. Wichtig sei, dass die Daumen gekreuzt sind. Und noch wichtiger offenbar, dass man ihn dann macht, wenn etwas super gelaufen ist. Ob das dann wichtig ist, entscheidet die FIFA, Und natürlich auch die Leserinnen und Leser der Boulevard- und der ernsteren Presse.

Leserbriefe seien das Interessanteste in einer Zeitung, hat mir meine verstorbene Frau vor Jahrzehnten gesagt. Ich habe damals nur milde gelächelt. Aber heute stimme ich ihr zu: ja, was man da als Folge des Doppeladlers lesen konnte und kann, ist tatsächlich interessant, bisweilen auch lustig oder geschmacklos. Und wer sich da alles verpflichtet fühlt, seinen Senf dazu zu geben, ist jedenfalls bemerkenswert: Wissenschaftler, Politiker, Lehrer, Hausfrauen, frustrierte Ex-Trainer etc. kommentieren und ergänzen den Vorfall. Von "Das ist jetzt Wurst, Hauptsache, wir müssen auf keinen der so wichtigen Spieler verzichten" (Die SP mit ihrem Sprachrohr Cedric Wermuth).

Da hat der Cedric natürlich recht: Hätte die FIFA die drei Spieler gesperrt, dann wäre die Nationalmannschaft der Schweiz samt ihren Turnsäcklein längst wieder zu Hause. Nun aber dürfen sie weiter spielen, sie kriegen eine Busse – ich hab gelesen so an die 10 000 Franken pro Nase, (was ungefähr fünf Minuten auf dem Feld ausmacht, zum Lachen oder Weinen also). Die serbischen Medien bezeichnen das Urteil der FIFA allerdings als Schande. Es sei unfair, dass der serbische Fussballverband mehr zahlen müsse als die provozierenden Schweizer. Ein Albaner in der Schweiz sieht das anders: "Wenn die FIFA hier eine Sperre ausgesprochen hätte, hätten sie die WM gleich abbrechen können".

Von den unzähligen Kommentaren zum Doppeladler hat mich jener am meisten amüsiert, der davon sprach, dass Spieler, die bei der Nationalhymne nicht einmal den Mund bewegen, das ganze Spiel auf der Ersatzbank verfolgen müssten. Und Trainer, die nicht einmal die erste Strophe können, das Match auf der Tribüne verflogen sollten, damit sie während der ganzen Spielzeit die Strophen auswendig lernen könnten.

Fazit: mach nicht den Doppeladler, mach lieber das Kreuz. Das hat, ausser im Himmel, keine Konsequenzen. Ich mache das manchmal, wenn ich eine Kirche betrete. Damit habe ich nicht einmal einen einzigen Leserbrief ausgelöst. – OK, ich mache das Kreuz nicht doppelt.


André Bernard,
3.7.2018, 117. Jahrgang, Nr. 184.

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