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«Wandzeitung» vom 9.8.2014:

Die menschliche Tendenz:

Angst vor dem Unbekannten.

Als ich hörte, dass der Sohn des Bundesrats Ueli Maurer verhaftet wurde, weil er Cannabis dabei hatte, fand ich das irgendwie rührend. SVP-Politiker machen ja oft einen etwas unbarmherzigen Eindruck. Beispielsweise in der Ausländerpolitik, aber auch in der Drogenpolitik. Aber wenn es um die eigenen Kinder geht, dann wirken sie auf einmal menschlich. So wie viele andere Väter, die selbst nicht kiffen oder gekifft haben und sich um ihre kiffenden Kinder sorgen.

Vielleicht setzte sich Ueli Maurer mit seinem Sohn an den Tisch und der Sohn erzählte mit schuldbewusster Miene, wie es dazu gekommen sei und dass er nicht regelmässig, sondern eher selten kiffe und eigentlich nie Gras dabei habe. Das Ganze sei ein dummes Missverständnis und er habe das Gras nur für einen Freund aufbewahrt. Oder aber er erklärte seinem Vater, dass das Kraut unter Jugendlichen seit Jahrzehnten genauso beliebt und verbreitet sei wie Alkohol.

Beide Genussmittel bergen Risiken und Gefahren. Doch beide sind eine Realität. Während die Politik versucht, dem übermässigen Alkoholkonsum unter Jugendlichen mit Regulierungen und Prävention beizukommen, ist Cannabis verboten und wird von der SVP oftmals mit harten Drogen gleichgesetzt. Wer selbst kifft oder gekifft hat, weiss, dass Marihuana sowohl einen starken wie auch einen sehr sehr schwachen Rausch verursachen kann. Eine überwiegende Mehrheit der Konsumenten wird weder unmittelbar süchtig noch psychotisch. Trotzdem kann es vorkommen, wie auch beim Alkohol. Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass weltweit ungefähr 140 Millionen Menschen alkoholabhängig sind und 2,5 Millionen an den Folgen des Alkoholkonsums sterben. Trotzdem kommt es keinem SVP Politiker in den Sinn den Alkohol zu verbieten. Weil Alkohol allen wohlvertraut ist und ein Gläschen noch niemandem geschadet hat.

Die altbekannte und absolut menschliche Tendenz abzulehnen, was einem fremd und unbekannt ist, zeigt sich in dieser Frage besonders deutlich. Gewisse Gesellschaftsschichten kamen nie mit Marihuana in Berührung. Meine Eltern haben gemäss eigenen Aussagen nie gekifft und entsprechend hatten sie auch grosse Vorbehalte und mein Vater liess sich auch nach langen Diskussionen nie restlos davon überzeugen, dass kiffen nicht unbedingt eine Einstiegsdroge sei.

Doch genau wie Ueli Maurer blieb ihm nichts anderes übrig, als seinen Kindern zu vertrauen. Das ist es, was mich rührt. Eltern, die sich um ihre Kinder sorgen und denen trotzdem nichts anderes übrig bleibt, als loszulassen und darauf zu vertrauen, dass die Kinder die richtigen Entscheidungen treffen.


Anita Blumer,
9.8.2014, 113. Jahrgang, Nr. 65.

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