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«Wandzeitung» vom 11.5.2018:

Besser noch Putin verstehen,

als diese Kriegstreibermentalität!

Bin ich ein „Putinversteher“, weil ich dieses ekelhafte Kriegsgeplänkel und die verbale Aufrüstung gegen den ach so gut bekannten Feind Russland nicht mehr ertragen kann? Weil ich es für brandgefährlich halte? Weil mir unbegreiflich ist, wie Journalistinnen und Journalisten diese so durchschaubare Hetze zum Zwecke der NATO-Aufrüstung mittragen können? Wie glauben sie sich aus einem Krieg retten zu können?

Oder geht es ihnen wie den Abermillionen Kriegsbegeisterten vor dem Ersten Weltkrieg? Sterben fürs Vaterland oder – wie man heutzutage sagen müsste – „Sterben für die reichen Profiteure“?

Alle Kriege beginnen mit Lügen. Allen Kriegen geht ein menschenverachtender Fanatismus voran. Immer fühlt sich jemand gerechter, besser, moralisch überlegen. Immer auch braucht man einen Feind und vergisst dabei, dass es nicht um einen abstrakten Gegner – etwa eine Nation oder Religion –, sondern um Millionen von einzelnen Menschen geht. Menschen, die in Frieden leben wollen, wenn man sie nicht anstachelt, aufhetzt, verblendet, verunsichert und mit ideologischen Brandsätzen bestückt.

Bin ich ein „Putinversteher“? Wie könnte ich diesen Patriarchen mögen oder gar bewundern? Manchmal habe ich das Gefühl, hier ist weltweit ein hoffentlich letztes Aufbäumen des Patriarchats zu beobachten. Trump, Putin, Erdogan, Orban, Kim Yon-un, Berlusconi – und wie sie alle noch heissen mögen. Die Liste ist leider schier endlos.

Alles kleine Männchen mit grossem Machttrieb, ohne innere Würde, ohne sich dem Ganzen, den Menschen, den Tieren, den Winden und Pflanzen, dem Universum vereint zu wissen. Machthaber, machtgeile Pubertierende, mit denen sich kein vernünftiger und empathischer Mensch gerne auch nur auf eine Tasse Kaffee zusammensetzen würde, weil man die Selbstbeweihräucherung und Überheblichkeit nicht ertragen würde. Weil es langweilig wäre, mit jemandem zu quatschen, der nur Phrasen drischt und sein unreifes Wesen, seine dumpfe Sprachlosigkeit als Heilmittel per Dekret der Welt aufzuzwingen sucht.

Diese Grossmannssucht, mit der man nur vertuschen will, wie klein man sich tief drinnen fühlt. Diese laut donnernde Selbstgewissheit, die nur die leisen Stimmen zu übertönen sucht, die einem zuflüstern, wie sehr man sich verirrt hat.

Es wird Zeit, das Weibliche bei sich zuzulassen, als Mann wie als Frau. Das Verbindende anstelle des Trennenden zu suchen, das Zärtliche anstelle der Härte, das Spirituelle anstelle des Materiellen. All das, was ich mir erhoffe, wird jedoch ganz bestimmt nicht mit einem Krieg gegen Russland erreicht werden.

Ich schreibe diese Worte, nicht weil ich Putin verteidigen möchte, sondern weil ich die Gewaltlosigkeit verteidigen möchte – gegen das Kriegerische.

 


Ludi Fuchs,
11.5.2018, 117. Jahrgang, Nr. 131.

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Standpunkte:

15.5.2018, 17:15 Uhr.

Haymo Empl schrieb:

Ja, so ist es. Auch wir haben kleine Berlusconis, Trumps ... aber unser Regierungssystem lässt solche Typen nicht wirklich aufkommen. Das macht mich froh, auch wenn deshalb Entscheidungswege lang und kompliziert sind.


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