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«Wandzeitung» vom 11.6.2018:

Es wird Regen geben ...

Für eine freiere und gerechtere Welt.

Verzweifelt war Bertolt Brecht als er vor 80 Jahren sein Gedicht „An die Nachgeborenen“ veröffentlichte. Verzweifelt, weil da nur Unrecht war und keine Empörung. Der Inhalt dieses grossartigen Werkes ist heute noch aktuell: die Frage nach der Gewalt, nach der Ungerechtigkeit, nach der Gleichgültigkeit und nach bleibender Gültigkeit grundlegender ethischer Maximen.

Vor ein paar Jahren wagte es ein 95-Jähriger, der der Hölle von Buchenwald entronnen war, zu weltweiter Empörung aufzurufen. Stephane Hessel fand millionenfaches Echo, besonders bei jungen Leuten – ein Hoffnungsstreifen angesichts verbreitetem müden Desinteresses an Politik, unter düsteren Horizonten und zu Zeiten zweier besonders gefährlicher Psychopathen wie Kim Jong Un und Donald Trump, die sich gefährlich-infantil darüber streiten, wer den grösseren „roten Knopf“ auf seinem Schreibtisch stehen hat. Jeden Tag kann uns eine neue Schreckensnachricht wie die aus Fukushima oder Tschernobyl ereilen. Weltweite Flüchtlingsströme werden die Menschheit vor kaum lösbare Konflikte stellen.

Jeden Tag ist es wieder möglich, dass bei Tiefseebohrungen Millionen Liter Schweröl in die Meere fliessen. An jedem Tag eine Nachricht über die Unvereinbarkeit des Miteinanderlebens in Korea, in Afghanistan, in Israel/Palästina und anderswo. Hoffnung und Chance bleibt nur, wo wir nicht vorbeisehen, wo wir Gefahren rechtzeitig-vorausschauend begegnen und zugleich nicht aufhören, die Wunder des Lebens zu sehen. Es ist höchste Zeit, sich nicht nur zu empören, sondern mit anderen zusammen etwas zu tun, was man mit Recht ein entschlossenes Gegensteuern nennen könnte

Dazu brauchen wir freilich wieder positive Zukunftsvisionen wie die der erfahrenen und aktiven Solidarität, wo Friedfertigkeit mit einem entschlossenen Friedenmachen verbunden ist, wo Friede mit der Natur, in der wir, mit der wir, von der wir leben, geschlossen wird.

Wir dürfen uns nicht länger zum Objekt der ökonomisierten Politik machen lassen, sondern müssen mittuende, mündige Subjekte werden. Denn die Welt braucht jeden einzelnen. Das Leben ist schön. Das Leben ist ein Geschenk. Das Leben ist voller Wunder. Dankbarer zu leben, macht es noch reicher. Schenken gehört wie Beschenktwerden zum Glück des Lebens. Das Gebrauchenkönnen aller Sinne kann Sinn konstituieren – aber erst dann, wenn möglichst alle daran teilhaben: am Riechen, Trinken und Schmecken, am Reisen und Spielen, am Denken und Tanzen, am Arbeiten und Lieben.

Im Kriegsjahr 1943 dachte kein geringerer als Thomas Mann über den „Krieg und die Zukunft“ nach. Wir müssten uns hineinbewegen „in eine Lebensform der Gemeinsamkeit, der gegenseitigen Abhängigkeit und Verantwortlichkeit, des gemeinsamen Anrechts auf den Genuss der Güter dieser Erde – einfach in Folge des Zusammenwachsens des Erdraumes, der technischen Verkleinerung und Intimisierung der Welt, in der alle Heimatrecht haben und deren Verwaltung alle angeht.“

 


Ludi Fuchs,
11.6.2018, 117. Jahrgang, Nr. 162.

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