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«Wandzeitung» vom 10.7.2018:

Da stehen sie nun:

11 Männer, eine Nation, ein Traum.

Da stehen sie nun. 11 Männer, eine Nation, ein Traum: Weltmeister zu werden. Die Fans im Stadion (sind das ernsthaft Fans, die aus den jeweiligen Nationen nach Russland angereist sind oder sind das «gekaufte» Fans aus Russland, die nur da sind, um Stimmung zu machen?) fiebern mit. Kürzlich hat ein TV- Regisseur die Frage beantwortet, warum eher attraktive Fans (Frauen mit Blumen im Haar, rote Lippen und blinkende Handyhüllen in der Hand) im Fernseher gezeigt werden: dies geschehe, weil man auch nur Mensch sei. Aha. Also weil sich man(N) dazu angezogen fühlt… aber das ist hier nicht das Thema.

Das Thema sind die Spieler auf dem Feld. Und die Schwalben von Neymar. Und die Doppeladler der Schweizer. Was für eine Aufregung! Tage später habe ich auf Twitter gelesen, dass ganz viele Jungs und Mädels auf dem Pausenplatz nun die «Doppeladler-Geste» machen, wenn sie ein Goal geschossen haben. Die SVP nervt es. Mich am Anfang auch. Ich nehme es Shaqiri und Xhaka nicht ab, dass das aus den Emotionen passiert ist und sie sich nichts dabei überlegt haben. Wenn man aber sieht, wie die Serben auf die Geste reagiert und Kriegsverbrecher-Vergleiche gemacht haben, dann wird die Geste nachvollziehbarer. Wenn man hört, wie es im Stadion während des Spiels zu und herging, dann wird sie verständlicher. Die Mädels und Jungs also machen den Doppeladler und zelebrieren damit eigentlich den Nationalismus. Was ich per se gefährlich finde. Aber eine WM ist unter anderem ja genau das: eine Nation präsentiert sich vereint und die Fans stehen hinter ihr. Interessant finde ich, wie es sich mit den Sympathien gegenüber diesen Nationen verhält. Island zum Beispiel finde ich cool. Die krassen Wikinger mit ihrem «Hu-Ruf» gefallen mir. Dort wittere ich keine Gefahr. Anders ergeht es mir, wenn ich die Iraner oder die Deutschen sehe. Warum, kann ich nicht erklären. Es scheint sowieso so zu sein, als wäre es gerade nicht mehr so in, sich für ein Land zu bekennen. Ich zumindest sehe wenige beklebte Autospiegel und aufgehängte Fahnen im Innenhof. Die Jungs und Mädels interessieren diese Überlegungen nicht. Im 10er Messi Trikot (Alles ist Messi. Wirklich alles!) bekleidet springen sie dem Ball nach, werfen sich auf den Boden und tschutten wie wir damals, als die WM’s noch ohne Kameras und Fifa Hawk-Eye stattfanden. Damals, als Sepp noch das Sagen hatte und wie ein König neben den Königen sass. Jetzt wird er von Putin eingeladen, was sein Status womöglich noch mehr schwächt. Damals, als Mexiko die geilste Mannschaft war und die Männer auf dem Feld spielten und nicht wie Divas ihre neusten Frisur Kreationen präsentierten.


Oriana Ziegler-Somarriba,
10.8.2018, 117. Jahrgang, Nr. 222.

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