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«Wandzeitung» vom 20.4.2018:

Neue Mehrheit im Stadtrat:

Und alles wird neu?

„Er (Michael Künzle) müsste hinstehen und eine um 180 Grad andere Mehrheit vertreten als bisher.“ Oder: „Es ist für mich selbstverständlich, dass ich eine gute Zusammenarbeit mit den Unternehmen haben werde.“ Dies erklärte Stadträtin Yvonne Beutler während dem Wahlkampf ums Stadtpräsidium im Landbote-Streitgespräch (21.3.18). Sie hat damit angesprochen, was viele beschäftigt: Gibt’s nach dem Wechsel der Mehrheitsverhältnisse im Stadtrat eine vollständig neue Politik? Oder bleibt doch alles beim Alten?

Klar ist, dass Winterthur auch mit den neuen Mehrheitsverhältnissen eine sichere, engagierte und lebendige Grossstadt bleiben wird. Winterthur wird weiter von seinen vermeintlichen Gegensätzen – „Tradition und Innovation“, „Dörflichkeit und Internationalität“ – beflügelt. Denn diese Stärken sind tief in unserer Stadt verankert. Klar ist zudem, dass die neue politische Mehrheit entscheiden wird, ob sich etwas ändert oder nicht. Sie entscheidet, ob sie neu nur stark links-grün dominierte Anträge in Richtung Gemeinderat schickt oder weiterhin die Ansichten von allen politischen Lagern in ihre Entscheide einbezieht.

Dem bis dato bürgerlich dominierten Stadtrat hat man im Wahlkampf vorgeworfen, er habe „zu bürgerlich geprägte“ Politik gemacht. Das stimmt in meinen Augen überhaupt nicht. Im Gegenteil: Seine Entscheide waren breit austariert und zumeist schlicht vernünftig. Beispiele dafür sind seine Vorschläge zur Weiterentwicklung des Stadttheaters in einem um einen Kongressbetrieb ergänzten, energetisch sinnvolleren neuen Gebäude; sein Antrag zur Pensionskasse oder die neue Parkplatzverordnung, die nach dem Scheitern vor dem Volk um einen bescheidenen Verhandlungsspielraum ergänzt wurde.

Wie die neue Mehrheit mit eben solchen konkreten Fragen umgehen wird, werden wir sehen. Auch klar ist aber bereits jetzt, dass auch die neue Mehrheit ernten wird, was sie sät. Wer als Exekutive das politische Pendel weit in eine Richtung ausschlagen lässt, kriegt das zurückschlagende Pendel in folgenden Wahlen zu spüren. Dies ist überall so, nicht nur in Winterthur, auch in der Schweiz, in Europa, in den USA.

Wie meinte Schauspieler und Demokrat Jake Gyllenhaal zur Wahl von Donald Trump zum amerikanischen Präsidenten in der Weltwoche vom 29.3.18? Das Milieu und die Bildungsschicht, der er selbst angehöre, habe den Frust der vielen im Land „nicht ernst genug genommen“ und es verpasst, „ausreichend zuzuhören“. Deshalb „fühle er sich nun mitverantwortlich für ihn“. Weise und einsichtig. Von ihm können wir lernen: Gegenseitig zuhören oder nicht, das ist in unserer Zukunft die entscheidende Frage.


Barbara Günthard-Maier,
20.4.2018, 117. Jahrgang, Nr. 110.

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