Logo Wandzeitung
Herausgeber: Guido Blumer & Roger Rutz.
Archiv:   Blog:   Echo:   Home:   Kontakt:   Leitbild:   Partner:   Sponsoren:   Twitter

«Wandzeitung» vom 10.10.2014:

Apropos Irrsinn:

Sozialirrsinn? Polizeirrsinn! Irrsinn.

Nein, zu Hagenbuch braucht man nichts mehr zu sagen. Die konzertierte Kampagne gegen die KESB und die Sozialhilfeabhängigen passt ins Umfeld. Ein Umfeld des Irrsinns. Irrsinn sind nicht die Sozialausgaben. Sie sind nüchtern gesehen eine Folge der rapide fortschreitenden Umverteilung. Immer mehr Geld wandert nach oben, unten fehlt es immer mehr. Was aber guckt verschämt hinter der ganzen Mediennebelwolke «Sozialirrsinn» hervor? Es ist der Polizeiirrsinn. Das ist das Thema.

Im Gemeinderat von Winterthur sitzen keine Sozialhilfeabhängigen, dafür Polizisten. Diese Polizisten finden es unter ihrer Würde, Bussen einzutreiben bei Autofahrenden, die sich nicht an die Regeln halten. Es ist Mode, sich nicht an die Regeln zu halten. Zu schnell da, etwas schneller dort. Aber der Polizeiverband findet, dass Bussen Schikanen seien. Und das sie nicht dazu beitragen möchten, dem Staat zu helfen, die Regelverstösse zu ahnden. Aber die Stellen für die Polizei müssen aufgestockt werden. Um 16 Stellen. Grob geschätzt sind das jährlich mindestens rund 2 Millionen Kosten für die Stadt.

Kein Problem sehen die Polizisten darin, sich für ein neues Polizeigebäude einzusetzen. Vor etwas 15 Jahren sollte im Teuchelweiher ein kombiniertes Polizei-Feuerwehrgebäude errichtet werden. Aber damals waren 40 Millionen zu viel, und man beschränkte sich dafür, der Feuerwehr ein neues Zuhause zu bauen. Heute will die Polizei für sich allein einen 80-Millionen-Palast. Und weil sich das doch nur sehr schwer planen lässt, reichen zwei Millionen nicht für die Planung nicht, sondern es sollen nochmals 2 Millionen verplant werden. Schon klar, dass bei diesem Polizeiirrsinn, dann bei den Bedürftigsten gespart werden muss. Wegen dem «Sozialirrsinn»...

Und es ist ja schon krass: Etwa 150 Franken sind die Zuschüsse für eine AHV-Rentnerin beispielsweise. Poah! 150 Franken! Also, das kann sie doch wohl verschmerzen. Dass dies aber vermutlich etwa ein Drittel ihres frei verfügbaren Budgets ist, sagt kaum jemand.

Dass diese Vorlage überhaupt im Raum steht, ist nicht zuletzt die Folge des Sparirrsinns, z.B. der Grünliberalen-Piraten-Fraktion.

Die zeigen gerade den Irrsinn ihrer Politik Tag für Tag auf. Die Gebühren für die Autofahrenden, die ihre Autos auf städtischen Strassen parkieren, seien zu hoch, findet eine Grünliberale Gemeinderätin. So richtig blutgeil ist die GLP-Piraterie. Es müssen jetzt einfach Leute bei der Stadtverwaltung dran glauben und entlassen werden. Das ist das Ziel. Irrsinn!

Die Medien kämpfen gegen den Sozialirrsinn, rund um, rund um die Uhr. Die gegenwärtige politische Grosswetterlage zielt auf eine abgewrackte Stadtverwaltung. Da gibt es dann ein Strassenbauamt, eine Baugenehmigungsstelle, eine Schulmeisterei, einige Anstalten für alle «Irrsinnigen», die mit dieser Welt so nicht einverstanden sind, und – vor allem – eine aufgerüstete Polizei, die alle einsperrt, die nicht in den Mainstream passen. Irrsinn? Ein Blick nach Ferguson in den USA oder in den mittleren Westen zeigt, dass dies bereits Realität ist. Irrsinn...


Matthias Erzinger,
10.10.2014, 113. Jahrgang, Nr. 127.

Artikel als PDF downloaden

Zu diesem Artikel wurde noch kein Standpunkt abgegeben.

 

Veröffentlichen Sie als erste Person Ihren

Standpunkt*:

Name:

*Wir freuen uns sehr über Ihre Gedanken zum Text des Tages, bitten Sie jedoch, keine Personen zu verunglimpfen und deren Haltung mit Respekt zu begegnen. Danke schön. Verstösse gegen unser Leitbild werden indes nicht verbreitet.

 

Winterthurs kleinste Zeitung der Schweiz.