Logo Wandzeitung
Herausgeber: Guido Blumer & Roger Rutz.
Archiv:   Blog:   Echo:   Home:   Kontakt:   Leitbild:   Partner:   Sponsoren:   Twitter

«Wandzeitung» vom 24.4.2018:

Am 10. April 2018 war der Tag der Geschwister:

Über die Liebe zwischen Geschwistern.

Am 10. April 2018 war der Tag der Geschwister. Wussten Sie's? Ich auch nicht. Bis ich dann ein solches Bild auf Facebook – ja, ich bin so entrüstet wie Sie, dass ich Facebook trotz dem Datenskandal immer noch nutze und nein, ich ändere trotzdem nichts daran – entdeckt habe, auf welchem in grossen pinken Buchstaben stand "Es ist Tag der Geschwister! Sag deiner Schwester, wie lieb du sie hast!". Das Bild hat mich sogleich etwas stutzig gemacht, denn schliesslich heisst es Tag der Geschwister, also Brüder und Schwestern, und nicht nur Tag der Schwestern. Wo bleibt da die Gleichberechtigung? Denn das Konzept der Gleichstellung der Geschlechter funktioniert in beide Richtungen. Aber wir schweifen ab. Unter diesem schönen pinken Bild haben sich dann etliche Schwestern gegenseitig geschrieben, wie sehr sie sich lieben, natürlich mit dutzenden Herzen- und Kusssmileys.

Für einen kurzen Moment habe ich mir überlegt, ob auch ich meine Schwestern auf dieses Bild aufmerksam machen soll. Das war der wohl kürzeste Moment in meinem Leben, denn, obwohl ich meine Schwestern (und meinen Bruder selbstverständlich auch) sehr lieb habe, sind wir einfach nicht der Typ Mensch, der sich gegenseitig auf sentimentale Art und Weise die Liebe gesteht. Vielleicht sind wir in dieser Hinsicht auch einfach etwas kaltherzig. Es ist keine Seltenheit, dass ich auf irgendwelchen Social-Media-Plattformen Liebespredigten von einer Schwester zur anderen lese und mir dabei denke: "Zum Glück wird so was nicht von mir erwartet."

Vielleicht zeigen meine Geschwister und ich unsere Zuneigung zueinander aber auch einfach mehr durch Gesten als durch Worte. Meine grösste Schwester geht regelmässig mit mir Autofahren, damit ich schneller zur Autoprüfung komme und weniger Geld für Fahrstunden aufbringen muss. Meine nicht ganz so grosse Schwester bringt mir, wenn sie sich auf dem Nachhauseweg von der Arbeit Süssigkeiten holt, ebenfalls welche mit und lässt mich diese bei sich im Zimmer essen, während wir gemeinsam eine schlechte Sendung im Fernsehen schauen. Mein Bruder holt mich von mir zu Hause ab und bringt mich zu sich heim, nimmt die vierzig Minuten lange Autofahrt somit zweimal auf sich, damit ich Zeit mit meiner Nichte, meinem Neffen und ihm verbringen kann. Und das sind nur wenige Beispiele, wie meine Geschwister mein Leben bereichern.

Also, falls ich es nicht oft genug sage (was wahrscheinlich der Fall ist) und falls ihr das hier lest (was wahrscheinlich nicht der Fall ist), dann sage ich euch hiermit ganz offiziell, meine lieben Geschwister: Egal wie oft wir uns früher gestritten haben oder wie lange es gedauert hat, bis wir auf einer Wellenlänge waren, egal wie oft ich euch anfauche oder meine Launenhaftigkeit an euch auslasse und egal wie sehr ihr mir hie und da noch immer auf den Keks geht – ich hab euch lieb. So lieb. Und ich bin unendlich froh und dankbar (an dieser Stelle liebe Grüsse an meine Mutter) dass ich mit euch aufwachsen durfte und mein Leben nicht als Einzelkind bestreiten muss. Ihr seid die Besten!


Nicole Langhart,
24.4.2018, 117. Jahrgang, Nr. 114.

Artikel als PDF downloaden

Zu diesem Artikel wurde noch kein Standpunkt abgegeben.

 

Veröffentlichen Sie als erste Person Ihren

Standpunkt*:

Name:

*Wir freuen uns sehr über Ihre Gedanken zum Text des Tages, bitten Sie jedoch, keine Personen zu verunglimpfen und deren Haltung mit Respekt zu begegnen. Danke schön. Verstösse gegen unser Leitbild werden indes nicht verbreitet.

 

Winterthurs kleinste Zeitung der Schweiz.