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«Wandzeitung» vom 10.6.2018:

Lauschig, einladend:

Über die Kunst über Kunst zu reden.

Lauschig, einladend, still und doch laut wegen dem Frosch Gequake steht er da: der Park des Kulturorts Weiertal. Keine 15 Minuten vom Stadtgetöse entfernt befindet sich eine grüne Oase. Obstbäume spenden Schatten und ziehen fleissige Bienen an. Farbige Blumen setzen Farbtupfer zwischen den vielen Büschen. Das Highlight: der Weiher mitten im Park. Lilien am Ufer, Seerosen auf dem Wasser. Frosche hüpfen glücklich von einem Blatt auf das andere und musizieren vor sich hin. Eine Wohltat für die Seele ist dieser schöne Ort, der von Maja von Meiss mit viel Liebe kuriert wird. Den der Weiertal ist auch eine Galerie / Museum / Happening- Zone. Gerade eben hat die Ausstellung “Grenzenlos” seine Tore geöffnet. 24 Künstlerinnen stellen ihre Werke zu diesem Thema aus. Oft metaphorisch, ab und zu spielerisch und bei einigen ist der Zugang zur Grenzenlosigkeit schwer. Grenzenlos ist auch die Freude der Natur an den Werken, die im Park ausgestellt sind. Sie schert sich nämlich nicht ein Deut darum und wuchert, wächst, verdrängt und macht was die Natur am besten kann: Grenzenlos sein. Auch der Marder entpuppt sich als grosser Kunst Fan, denn kurzerhand hat er die Installation mit den roten hängenden Fäden zerbissen. Kunst schmeckt anscheinen auch gut.

Kunst polarisiert. Man mag sie, man versteht sie nicht, man will sie verstehen und verzweifelt oft. Ich habe nach der Schule ein Kunstgeschichtestudium begonnen. Unglaublich wie aufgeblasen und eigentlich absolut sinnlos manche ProfessorInnen referiert haben. Ja, es ist ein unglaubliches Bild von Rothko. Ja die Farbkomposition ist genial, der Pinselstrich meisterhaft und die Symbolik erschaudernd. Aber lasst uns auf dem Boden der Realität bleiben: es ist und bleibt ein Bild. Und wenn ich im Museum besagtes Bild betrachte, dann will ich mich in meinen Gedanken verlieren und nicht zwei Möchtegern (!) Kunstkenner über die schwarze Phase des Künstlers, Abstraktion im Konkreten und das Leben im Allgemeinen diskutieren hören.

Kunst hat was Elitäres. Wenn ich in der Lage bin vor einem weissen Blatt in Ektase zu fallen, dann verstehe ich was von Kunst und gehöre somit zum Kreis der Ausserwählten. Keiner wird zugeben, dass das besagte weisses Blatt ein weisses Blatt ist und bleibt. “Grenzenlos” im Kulturort Weiertal treibt es nicht allzu sehr auf die Spitze. Man versteht die Ausstellung, kann sie geniessen. Das Schönste an ihr ist (mit Verlaub) aber der Ort an sich und das Zusammenspiel zwischen künstlicher und natürlicher Kunst.

 


Oriana Ziegler-Somarriba,
10.6.2018, 117. Jahrgang, Nr. 161.

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