Logo Wandzeitung
Herausgeber: Guido Blumer & Roger Rutz.
Archiv:   Blog:   Echo:   Home:   Kontakt:   Leitbild:   Partner:   Sponsoren:   Twitter

«Wandzeitung» vom 2.9.2014:

Alltägliches:

Hinhaltetaktik als Strategie.

Sie leben auf Kosten von gesellschaftlich Benachteiligten – gewisse rücksichtlose Vermieter grosser Liegenschaften. Sie bewegen sich in einer Grauzone. Zermürbung scheint eine gute Strategie zu sein, um reich zu werden. Zahlbarer Wohnraum ist rar, die Lobby schwach. Der Mieterschutz ist bemüht, aber nicht jeder Leidtragende kann sich den Mitgliederbeitrag leisten. Da nur wenige einen langen Atem haben sich zu wehren, ist Ausharren oder Auszug die einzige Lösung. Die Vergabe der Wohnungen ist einfach. Fremdsprachige Mieter haben geringe Ansprüche, reklamieren kaum und sind dankbar für eine Bleibe. Wir hingegen waren einfach nur lästig mit unserer Hartnäckigkeit.

Das Zusammenleben ist ein Geben und ein Nehmen haben wir gelernt. 2012: Als Notlösung hatten wir eine Wohnung in einer Multikulti-Familien-Siedlung von M.H. im Toggi gemietet. Sie wurde uns schmutzig übergeben. Wir reklamierten, putzten letztlich selber, wir mussten ja einziehen. Der Abzug war ko, das Fett klebte in Tropfen darauf. Wir ersetzten ihn durch einen anderen, trotz Protest. Mängel wurden generell erst behoben, nachdem wir per Einschreibebrief Druck gemacht hatten. Wir ersetzten Türklingel, fehlenden Schalter, montierten das Törchen zum Tiefkühlfach, aus Goodwill. Uralte Heizregler drehten durch. Schimmel im Bad, der unter notdürftig geflickten Stellen hervorblitzte, Schimmel in den Waschmaschinen. Ein Fenster war geflickt, sämtliche Rollläden ersetzt worden. Dies erstaunte uns, war ja nur einer defekt gewesen. Kühlschrank, Geschirrspüler und Herd setzten aus. M.H. sagte, man müsse halt die Sicherung öfters mal auswechseln. Wir beharrten auf einen Elektriker. Die Keramikfassung der Sicherung war zerbrochen. Anonyme Wäscheberge, Abfall und Schmutz in der Waschküche gaben immer wieder Anlass zu Ärger. Fortan wurde sie für zwei Monate nach jedem Gebrauch geschlossen und kontrolliert.

Sommer 2013: Hochwasser. Die Feuerwehr pumpte drei Stunden lang. Wir organisierten einen Stromer und Entfeuchtungsgeräte zur Schadensbegrenzung. M.H. wurde erst zwei Tage später tätig. Wir putzten als einzige Partei unser Kellerabteil. Bis wir ausgezogen sind, kehrten wir regelmässig Fliegenlarven zusammen. Die Trockner wurden von uns geleert, logo. Der mit Gras überwachsene Sandhaufen ist regelmässig gemäht worden und kam dann weg. Die eingeschlagene Scheibe im Glaseingang war sechs Wochen lang mit Karton zugeklebt. Die kaputte Eingangstür stand sechs Monate lang offen. Für die Nebenkosten allein kassiert M.H. in dieser Siedlung pauschal CHF 144 000 im Jahr.

In den letzten Tagen dort wurde uns die Waschkarte gestohlen. Bei der Abgabe wurden uns etliche Mängel angelastet. Zwei Schalter mit Haarriss kosteten 20 Franken, ein fehlender Schlüssel 50, Gesamtbetrag 350. Wir nickten, damit wir endlich weg konnten. Schlussrechnung und Mietzinskaution kamen dann vier Monate später, als wir sie, per Einschreiben mit Fristdruck und Kopie an den Mieterschutz, einfordert hatten. Eine Nebenkostenrechnung haben wir nie gesehen.


Momo Appenzeller,
2.9.2014, 113. Jahrgang, Nr. 89.

Artikel als PDF downloaden

Zu diesem Artikel wurde noch kein Standpunkt abgegeben.

 

Veröffentlichen Sie als erste Person Ihren

Standpunkt*:

Name:

*Wir freuen uns sehr über Ihre Gedanken zum Text des Tages, bitten Sie jedoch, keine Personen zu verunglimpfen und deren Haltung mit Respekt zu begegnen. Danke schön. Verstösse gegen unser Leitbild werden indes nicht verbreitet.

 

Winterthurs kleinste Zeitung der Schweiz.