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«Wandzeitung» vom 11.11.2014:

Technikum unter dem Abbruchhammer:

Alles nur ein Traum?

Haben Sie schon mal im Ausland mit ausgewanderten Schweizern über Winterthur gesprochen? Ich wette, dass es keine fünf Minuten geht, bis jemand «Technikum» sagt. Ich biete eine Flasche Wein. Okay? Die Wette gilt.

Das Technikum ist Winterthur. Kaum eine Institution ist so eng mit dem Erfolg dieser Stadt verbunden wie dieses pionierhafte Institut an der gleichnamigen Strasse am Rande der Altstadt. 1874 gegründet wird es heute als Wiege der Departemente Architektur, Gestaltung und Bauingenieurwesen sowie Technik, Naturwissenschaften und Informatik gewürdigt. Das Technikum war Vorläufer und Modell der späteren Fachhochschule, neudeutsch School of Engineering. Heute studieren rund 1900 Personen an der School of Engineering.

In einem oberflächlichen Schreibtischentscheid hat die Bildungsdirektion entschieden, als künftigen Standort sei der geplante Innovationspark Dübendorf zu prüfen. Wie es kommt, dass sogar der Stadtrat von diesem Entscheid überrascht war, ist zwar ein anderes Thema. Aber vielleicht ein wichtiges Indiz.

Denn das Problem liegt tiefer und durchaus auch in Winterthur selber. Von der GLP bis zur SVP haben alle den Abbruchhammer in der Hand. Steuern senken, Leistungen abbauen, Errungenschaften auf Spiel setzen. Parkplätze werden zur politischen Priorität erklärt, Quartierbibliotheken als nicht mehr bezahlbaren Luxus. Statt in die Zukunft zu investieren, wird nach neuen Steuersenkungsmöglichkeiten gesucht.

Wo wäre die Schweiz heute, wenn unsere Vorfahren auf diese Art Politik gemacht hätten? Wo wären wir ohne all die Pionierleistungen und mutigen Investitionen, die im Zuge der Industrialisierung das Land Schritt für Schritt modernisiert und reicht gemacht haben? Wo wären wir, wenn der Steuersatz schon früher zum politischen Erfolgsbarometer erklärt worden wäre?

Erfolgreiche Länder und Städte senken nicht Steuern, sondern ermöglichen Investitionen und schaffen Perspektiven. Erfolgreiche Länder und Städte stecken nach verlorenen Abstimmungen nicht beleidigt den Kopf in den Sand, sondern suchen nach besseren Ideen.

Okay, okay: Die Stadt Winterthur hat grosse Finanzprobleme. Ein strukturelles Defizit von 15 Millionen Franken ist abzutragen. Doch bevor der Kahlschlag beschlossen wird, sollten wir vielleicht nochmals genauer hinschauen, woher dieses Defizit eigentlich kommt. Die Antwort auf die Anfrage von SP- Gemeinderat Kaspar Bopp zeigt schwarz auf weiss: Die Steuersenkungen von Bund, Kanton und Stadt der letzten Jahre bringen der Stadt Winterthur pro Jahr 60 Millionen Franken! weniger Einnahmen. Und alleine die selber beschlossenen Steuersenkungen in Winterthurer reissen ein jährliches Loch von 22 Millionen Franken in die Kasse. Aha! Hier liegt also der Hase begraben.

Es ist richtig, dass sich der Stadtrat lautstark fürs Technikum wehrt. Aber ebenso wichtig ist, dass wir darob nicht unsere Hausaufgaben vergessen. Soll der Aufbruch der Stadt Winterthur vor zwei Jahrzehnten nicht nur ein Traum gewesen sein, müssen wir aufhören, selber den Abbruchhammer zu schwingen.


Jacqueline Fehr,
11.11.2014, 113. Jahrgang, Nr. 159.

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Standpunkte:

15.11.2014, 11:37 Uhr.

Pierre-François Bocion schrieb:

Wer bestimmt was harmlos, verunglimpfend, oder korrekt ist? Der Verleger, das ist sein Recht uns seine Pflicht. Das hat mit Zensur nichts zu tun und ist in jedem Medienprodukt üblich.


14.11.2014, 21:52 Uhr.

Martin Stauber schrieb:

... obwohl mein text, der gelöscht wurde, weitaus harmloser war als gewisse immer noch vorhandene textpassagen anderer forumsteilnehmer: Martin Stauber.
Guido Blumer: Es ist richtig, dass ich als Herausgeber eine Blog-Passage gelöscht habe, weil ein Blogger persönlich angegriffen worden ist. Das schliessen wir in unseren Ethischen Grundsätzen aus: Wir achten in unserer Arbeit jeden einzelnen Menschen. Doch in der Sache darf es bei der «Wandzeitung» auch heftige Sprüche und Widersprüche geben.


14.11.2014, 21:40 Uhr.

Martin Stauber schrieb:

... aha: zensur )-:


14.11.2014, 11:48 Uhr.

Pierre-François Bocion schrieb:

Dass politisch aktive Menschen hie und da mit Polemik, Unterstellungen und falschen Behauptungen operieren ist bekannt. Es gibt einige Wenige, die nicht aufmerksam lesen können, was ihr Feind schreibt.


12.11.2014, 21:49 Uhr.

Martin Stauber schrieb:

Ich empfehle Herrn Bocion, die Antwort auf die schriftliche Anfrage 2014-082 http://stadt.winterthur.ch/stadt-politik/grosser-gemeinderat/geschaefte-des-grossen-gemeinderates-weisungen/?no_cache=1 zu lesen.


12.11.2014, 14:59 Uhr.

Pierre-François Bocion schrieb:

Die Steuereinnahmen haben in Winterthur, im Kanton Zürich und im Bund seit vielen Jahren eklatant zugenommen. In welcher Rechnung, Winterthur, Kanton Zürich, Bund, kann nachgewiesen werden, dass die Steuereinnahmen gesenkt wurden? Nur im Bund konnten seit etlichen Jahren kleine Überschüsse erzielt werden. Warum? Wegen der Schuldenbremse die das Volkvor 10 Jahren einrichten liess. Die SP will einen andere Gesellschaft und einen anderen Staat als die FDP. Die Umverteilung und schlussendlich die Vergesellschaftung der Produktionsmittel wie das Karl Marx in seinem Buch, Das Kapital, vorgeschlagen hat.


12.11.2014, 12:32 Uhr.

Matthias Erzinger schrieb:

Herr Bocion: Wie man immer noch behaupten kann, die Steuern seien nicht gesenkt worden – obwohl das schwarz auf Weiss belegt ist – ist mir unverständlich. Die FDP und die SVP sind diejenigen, die rabiat für die Umverteilung arbeiten – immer weniger für den Mittelstand, immer mehr für die Reichen. Die FDP zum Beispiel will alles über unsoziale Gebühren finanzieren. Und es ist Herr Noser von der FDP, der den Innovationspark in Dübendorf vorantreibt und die Fachhochschule seit zwei Jahren in allen Unterlagen als Flagship führt – nachdem ETH Zürich und Universität Zürich abgewunken haben. Weil nämlich ein künstlicher Innovationspark keinen Sinn macht.


12.11.2014, 11:10 Uhr.

Pierre-François Bocion schrieb:

Zum Glück tritt die rote Regierungsrätin Regina Aeppli bald zurück, die Verlegung des Technikums Winterthur – das wunderschöne klasizistische Hauptgebäude haben die Arbeiter meines Urgrossvaters gebaut – nach Dübendorf ist ein Unsinn, eine Beleidigung von Winterthur. Hat der Aufbruch von Winterthur vor zwei Jahrzehnten begonnen? Was war in der Zeit davor? Wer macht tatsächlichen, quantifizierbaren Kahlschlag in Winterthur? Wer redet den Kahlschlag aus politischen Gründen herbei, wenn nicht SP-Mitglieder und wer hat eine unüberdachte Expansion, 105 000 EinwohnerInnen, und Verschuldung geplant und durchgezogen. Der mehrheitlich rotgrüne Stadt-und Gemeinderat. Es ist nicht war, dass die Steuern abgebaut wurden. Im Gegenteil: Die Einnahmen der Stadtkasse sind auch in Winterthur über Jahre gestiegen, leider weniger als die Ausgaben. Jetzt ist der Stadtrat gezwungen die Ausgaben von rund 1400 Millionen Franken um 4% zu reduzieren. Was passiert, wenn die Zinsen wieder ansteigen – zum Beispiel von 3% – dann würden in der Stadtkasse jährlich 39 Millionen fehlen. Der Schuldenberg ist das Resultat einer unverantwortlichen Politik. Zum Schluss: Es ist nicht war, dass die politischen Akteure in Winterthur, in den Kantonen oder im Bund Steuersenkungen im Auge haben, alle sind froh, wenn diese nicht weiter erhöht werden müssen, was bei einem Konjunktureinbruch oder weltpolitischen Krisenlage sein kann.


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