Logo Wandzeitung
Herausgeber: Guido Blumer & Roger Rutz.
Archiv:   Blog:   Echo:   Home:   Kontakt:   Leitbild:   Partner:   Sponsoren:   Twitter

«Wandzeitung» vom 12.8.2014:

Bleibt es einfach nur ein Traum:

Eine neue «Cap Anamur»?

Deutsch-französischer Gedenktag an den Ausbruch des Ersten Weltkriegs vor genau hundert Jahren auf dem Hartmannsweilerkopf im Elsass. Dort waren bei Kämpfen fast 30 000 Deutsche und Franzosen ums Leben gekommen. Der deutsche Bundespräsident, Joachim Gauck und der französische Premier, François Hollande, umarmen sich innig. Eine schöne, versöhnliche Geste. Doch woran denken Staatsmänner wohl in einem solchen Moment? Machen sie sich Gedanken zu Fragen wie zum Beispiel die: Warum lernen wir Staatsoberhäupter – egal welcher politischer Couleur – eigentlich nichts aus diesen Verbrechen von Menschen an Menschen? Warum stellen die Rüstungsbetriebe unserer Länder nach wie vor Kriegsmaterial her und verkaufen sie den meistzahlenden Käuferländern? Warum schicken wir heute noch oder heute wieder junge Landsleute in den Krieg? Nach Afganistan. Nach Mali. Warum nur?

Gerne würde ich mich zu ihnen gesellen und ihnen einen Traum erzählen. Er handelt davon, dass Frankreich die von Russland bestellten «Mistral»-Schiffe fertig baut, Besatzungen ausbildet und für den notwendigen Service bereitsteht, damit den High-Tech-Produkten Ausdauer auf See ermöglicht wird. Zugleich jedoch sollte der von EU- und NATO-Verbündeten – sehr scheinheiligen – geforderte Stopp von Rüstungsexporten nach Russland durchgesetzt werden.

Wie das geht? Frankreich kündigt den Vertrag mit Putin, die EU springt als Käuferin ein. Die Gewinne fliessen, die Werftarbeiter bleiben in Lohn und Brot und bauen alle Waffen wieder ab. Dann können die Schiffe in See stechen. Zuerst mit Kurs ins Mittelmeer.

Woche für Woche ertrinken oder verdursten dort Tausende auf der Flucht in ein vermeintlich besseres, sicheres Leben. Im Mittelmeer und an anderen Küsten weltweit könnte die Besatzung Leben retten, statt Leben nehmen. Auch dazu ist alles an Bord, was nötig ist. Vom Flugdeck aus können sechs Hubschrauber operieren. Unter Deck ist Platz für Landungs- und Luftkissenboote. Bei Katastrophenhilfe an Land – wenn mal wieder Wirbelstürme oder Tsunamis tobten – wäre Platz für Dutzende Fahrzeuge samt Hilfscontainern. Der Sanitätsbereich verfügt über rund siebzig Betten und ist erweiterbar. Es gib sogar zwei Operationssäle.

Derzeit werden in Frankreich die ersten russischen Seeleute ausgebildet. Mögen sie an Bord bleiben und in der Nachfolge des einstigen Flüchtlingsrettungsschiffes «Cap Anamur» die erste Wache übernehmen. Auch um die Partnerschaft für den Frieden in Europa wieder aufleben zu lassen. Koordiniert wird der Einsatz von der Frontex-Grenzagentur, die den Aerzten ohne Grenzen und Pro Asyl Kooperationsverträge anbietet.

Und dann würde ich die beiden Herren fragen, ob sie bereit wären, mitzuhelfen, diesen Traum Wirklichkeit werden zu lassen. Der Herr Pfarrer aus Deutschland und der Genosse aus Frankreich müssten doch eigentlich zu überzeugen sein, oder?

Oder bleibt es einfach nur ein Traum? Mehr nicht? Und die Realität weiter unmenschlich? Warum nur?


Ludi Fuchs,
12.8.2014, 113. Jahrgang, Nr. 68.

Artikel als PDF downloaden

Zu diesem Artikel wurde noch kein Standpunkt abgegeben.

 

Veröffentlichen Sie als erste Person Ihren

Standpunkt*:

Name:

*Wir freuen uns sehr über Ihre Gedanken zum Text des Tages, bitten Sie jedoch, keine Personen zu verunglimpfen und deren Haltung mit Respekt zu begegnen. Danke schön. Verstösse gegen unser Leitbild werden indes nicht verbreitet.

 

Winterthurs kleinste Zeitung der Schweiz.