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«Wandzeitung» vom 2.7.2014:

Alltägliches:

Katzenjammer.

Luna, unser schwarzer Kater, war immer schon ein Plauderi. Grosse Klappe, aber Angsthase. Mit zwölf Wochen kam er zu uns und eroberte unsere Herzen im Sturm. Kaum da, hörte er schon auf den Namen und kommunizierte auf seine eigene Weise mit uns. Wenn ihn nach etwas Milch gelüstet, setzt er sich auf den Küchenstuhl. Nicht, dass er am Tisch gefüttert werden würde, nein, da sind wir konsequent. Aber wir füttern oft zur selben Zeit. Wenn er auf dem Wannenrand balanciert, möchte er Wasser ab dem Hahn. Von seinem Ausgang erzählt er uns immer laut und ausdauernd. Sieht er Vögel, andere Katzen draußen oder Insekten drinnen, hat er seine ganz eigenen Laute dazu. Geschweige denn, wenn er uns mit seinen Beutetieren füttern will!

Nun sind wir zum vierten Mal umgezogen. Nicht gerade ideal für unseren Kuscheler. Bei der Wahl des Wohnsitzes haben wir aber immer Rücksicht auf seine Bedürfnisse genommen. In Wil hat sich Luna gleich wohlgefühlt. Nach ein paar Stunden im Bad eingesperrt, wo er dem Werken der Umzugsleute zuhören konnte, liessen wir ihn raus. Unter dem Bett hatten wir einen Zufluchtsort aufgebaut. Flugs war er darin verschwunden. Beim Nachsehen eine Stunde später lag er aber schon entspannt auf dem Bett. Nachts kuschelte er sich an uns. Später hörte ich ihn die Wohnung erkunden. Die kommenden zwei Wochen beobachtete er uns beim Einrichten und schnüffelte wohlwollend schnurrend herum.

Pünktlich zu seinem 12. Geburtstag war die Katzenleiter fertig: ein Meisterwerk meines Lebenspartners. Mit Passage, Abgang auf die Stadtmauer und dann zum Boden. Von Geburt an war Freigang für Luna selbstverständlich und mit Hindernissen zu bewältigen. Erst musste er ein Katzentor und dann ein Birnenspalier überwinden, um durchs Quartier streifen zu können. Danach kam eine wacklige, freistehende Wendeltreppe von etwas über sechs Meter. Er hasste sie und alle Katzen in der Nachbarschaft hatten mehr Spass daran als er. Dann bauten wir eine Wendeltreppe von fünf Metern. Man könnte meinen ein Katzenspaziergang, aber wir mussten Luna erst mit einem Schubser überreden, bis er Gefallen daran fand.

Im Alter von neun Jahren hatte er eine Winterdepression. Draussen lag viel Schnee. Apathisch lag er rum und fing an, in die Küche zu kacken. Da war klar, der Kerl muss unbedingt gefordert werden. Wir fingen mit Trainieren an. Unglaublich aber wahr, schon nach zehn Minuten beherrschte er den Befehl Sitz. Wir übten oft verschiedene Tricks und Luna veränderte sein Verhalten total. Anstatt träge auf seinem Platz zu liegen, beobachtete er uns ununterbrochen, sobald wir uns bewegten. Manchmal setzt er sich heute schnurrend vor mich hin, um zu sagen, bitte arbeite mit mir. Am liebsten springt er von Stuhl zu Stuhl. Als Belohnung kassiert er ein Gudi. So überbrücken wir nun Schlechtwetterperioden.

Wie wir befürchtet haben, hat Luna die neue Leiter noch nicht ein einziges Mal benutzt. Vermutlich geht er erst freiwillig raus, wenn wir es ihm vormachen.

 

 


Momo Appenzeller,
2.7.2014, 113. Jahrgang, Nr. 27.

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