Logo Wandzeitung
Herausgeber: Guido Blumer & Roger Rutz.
Archiv:   Blog:   Echo:   Home:   Kontakt:   Leitbild:   Partner:   Sponsoren:   Twitter

«Wandzeitung» vom 30.8.2014:

Gesprächsfetzen:

Voller Missverständnisse.

Man könnte es als minimalistisch bezeichnen, was ich heute in der Wandzeitung publiziere. Vielleicht ist es das auch. Klar, ich könnte über vieles andere schreiben, über Feminismus und das Gefühl nicht gemeint zu sein, wenn steht: Liebe Spielplatzbesucher, ich könnte mich über die Sparpolitik ereifern und nach der kulturellen Vielfalt suchen, ich könnte das sogenannte «System» in seine Einzelteile zerlegen, jedes einzeln in die Waagschale legen und doch zum Schluss kommen, so viel Schieflage hält nicht einmal der Kapitalismus aus, ich könnte vom Kulturraum Lange Weile erzählen, der einlädt sich zu langweilen, und diese erquickende Leere auch noch zu geniessen – ein Experiment mit einem Raum, der keine vorgegebene Bestimmung hat. Aber über all das möchte ich heute nicht schreiben.

Es sind zwei Gesprächsfetzen, alltäglich. So wie Gespräche eben verlaufen – ohne Anfang und Ende, voller Missverständnisse. Entstanden in meiner WG auf unserer Schreibmaschine getippt. Abwechslungsweise schrieb eine von uns einen Satz. So bauten wir ein Gesprächsfragment, das Bilder im Kopf entstehen lässt. Was bleibt ist ein verwirrender Nachgeschmack.

Gespräch Nummer 1: «Freiheit, ich will dich.» – «Sie ist ausverkauft seit gestern Abend. Frag mich nicht, wie die das gemacht haben.» – «Leben ist nie ausverkauft, aber manchmal versteckt.» – «Sie taucht wieder auf, wenn nicht beide Füsse auf dem Boden sind.» – «Meinst du sobald Wind unter die Flügel kommt?» – «Oder kurz vor dem Stolpern.» – «Was machen wir nun ohne Freiheit? Ohne Leben?» – «Streben.» – «Die Fesseln sind eng.» – «Aber gewohnt.» – «Wohin führt das?» – «SinkRiese. Gross und mächtig. Du Zwerg.»

Gespräch Nummer 2: «Lass uns mal anders beginnen, mit ‚daneben’. Einem Nebenschauplatz.» – «Dem Platz, an dem der Wind mein Haar zum Fliegen brachte und die Sonne in mein Gesicht strahlte?» – «Genau. Die Hinterseite dieses Fotos.» – « Berlin 1992.» – «Damals geisterte ein Gedanke in unserem Herzen. Er was daneben. Vergessen?» – «Niemals. Aber die Zeit macht einen Buckel vor mir.» – «Gebückt ist geglückt. Von unten sieht das Oben anders aus.» – «Gehen wir? Die Sonne ist tief, der Mond steigend.» – «Es ist Zeit.»


Cora Dubach,
30.8.2014, 113. Jahrgang, Nr. 86.

Artikel als PDF downloaden

Zu diesem Artikel wurde noch kein Standpunkt abgegeben.

 

Veröffentlichen Sie als erste Person Ihren

Standpunkt*:

Name:

*Wir freuen uns sehr über Ihre Gedanken zum Text des Tages, bitten Sie jedoch, keine Personen zu verunglimpfen und deren Haltung mit Respekt zu begegnen. Danke schön. Verstösse gegen unser Leitbild werden indes nicht verbreitet.

 

Winterthurs kleinste Zeitung der Schweiz.