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«Wandzeitung» vom 6.11.2014:

Wir Bürgerinnen und Einwohner stellen jetzt das Licht unserer Stadt übern Scheffel:

Winterthur ist reich und schön cool.

Es zeugt von brillanter parlamentarischer Beschlagenheit Fredy Künzlers, im Gemeinderat kundzutun: Berlin sei arm und sexy, aber Winterthur arm und griesgrämig. Das tönt total lässig, entspricht aber gewiss nicht der hiesigen Befindlichkeit! Wenn man sexy im Sinne von reizvoll versteht, dann ist das noch okay, doch etwas Aufreizendes erkenne ich genauso wenig am örtlichen Habitus wie Missmut. Niemand hier behauptet, dass wir ein freakiges Völklein sind, aber ein besonnenes, freundliches und ja: ein cooles, das reich an Gelassenheit ist. Und mit einem Jahresreichtum von rund 1,4 Milliarden Franken ist unsere Gemeinde ganz und gar nicht bedürftig. Klar, es ist eine anspruchsvolle und hoch politische Aufgabe, womöglich eine erfüllende wie eine belastende, dieses Geld zielführend einzusetzen. Wir Hiesigen aber wissen, das unser sechstgrösster Ort der Schweiz keine Weltstadt ist, aber wir achten die Schönheit unseres 68,07 Quadratkilometer umfassenden Flecklein Erde, geniessen unsere eigenen Schätze:

Mit 2693 Hektaren Wald ist Winterthur nämlich die forstreichste Stadt der Schweiz, und wir besitzen deshalb auch die grösste grüne Lunge hierzulande. Auf diesen rund 40 Prozent der Stadtfläche wachsen

826 000 Bäume! Und obendrein sind es im Siedlungsgebiet, in Parkanlagen, um Schul- und Sportgebäude sowie entlang von Strassen nochmals 12 500 Hochpflanzen, die ungezählten privaten kämen noch dazu.

Mir scheint auch, dass wir seit 39 Jahren, mit einer wachsenden Kulturvielfalt gesegnet sind. Damals entstanden die grossartigen Musikfestwochen. Nebst der vormals gediegenen Kunstbeschaulichkeit in Konzertsälen und Museen, kam plötzlich Leben auf die Gassen oder ab 1979 mit Viktor Giacobbo – als Autor und Darsteller bei der Comedy-Theatertruppe Stuzzicadenti – in die Säle, ab 1999 ins Casinotheater. Sechs Jahre zuvor wurde das schöpferische Fotomuseum eröffnet, in dem die Lichtbilder den Betrachtenden als Kunstobjekt, Dokument und Gestalterin von Wirklichkeit dargeboten wird.

Zwischen 2002 und 2012 stand die Stadtentwicklung im Fokus. Unter der kreativen Ägide des damaligen Stadtpräsidenten Ernst Wohlwend bewilligten die Stimmberechtigten für den ausgewogenen Masterplan 84 Millionen Franken. Im Zentrum stand die Aufwertung rund um den Hauptbahnhof, der mit allerlei öffentlichen wie privaten Bauvorhaben städtebaulich und betrieblich aufgewertet wurde. Nun ist das anmutige Pilzdach unser Wahrzeichen, und es ist eine attraktive Begegnungszone entstanden, die nach allen Seiten geöffnet ist und die Gebiete Altstadt, Sulzerareal, Neuwiesen und Arch verbindet. Zudem wurde die Idee des zweiten Stadtzentrums Neu-Hegi lanciert.

Es gibt gute Zeiten und schlechte Zeiten. Drum ist es nun ganz klar weder Kleingeist noch Unvermögen, dass die Regierung Michael Künzle, den Fokus aktuell aufs Finanzierbare richtet. Es sind vor allem die vom Kanton fremdbestimmten hohen Sozialausgaben, die den Bewegungsspielraum unseres Stadtrates einengen. Der Zürcher Regierungsrat muss den Gemeinden und vor allem den Städten im Kanton dringend mehr monetäre Gestaltungsfreiheit verschaffen. Auf dass die hiesige Coolness weiter blüht ...


Guido Blumer,
6.11.2014, 113. Jahrgang, Nr. 154.

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Standpunkte:

7.11.2014, 11:43 Uhr.

Pierre-François Bocion schrieb:

Winterthur ist reich, schön und cool. Ein ausgezeichnet formulierter Artikel, der sich positiv vom rotgrünen Niedermachen abhebt. Meine Wahrnehmung von Winterthur ist in weiten Teilen mit dem Artikel kongruent. In der NZZ/Equity, 6. November 2014, Seit 34 lässt Yvonne Beutler schreiben, dass das Wachstum der Bevölkerung nicht die Finanzprobleme löst! Schlussfolgerung: Ein Marschhalt ist dringend angebracht.


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