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«Wandzeitung» vom 2.9.2015:

Alltägliches:

Abschied – für immer?

Manchmal geht es nicht anders, man muss sich trennen von Menschen, wenn es keinen Ausweg mehr gibt. Man sich nur noch aneinander nervt, die Ansichten zu sehr auseinanderklaffen und es unerträglich ist. Bevor es auf der einen Seite knallt und die andere eine höhere Instanz einschalten muss. Die einen sagen, dass manchmal eine Pause genügt und man sich danach wieder findet. Ich glaube, dass man wieder in alte Muster zurückfällt, wenn nicht eine dritte Seite den Finger darauf hält, die Unzulänglichkeiten beim Namen nennt und uns liebevoll in die richtige Richtung weist. Aber wollen wir das? Sind wir nicht selber gross? Wir können alles selber richten, haben alles selber im Griff. Oder?

Manchmal ist ein gemeinsamer Weg schlichtweg zu Ende und jeder steht an einer anderen Gabelung. Warum fällt es mir dann so schwer «Tschüss» zu sagen, «mach’s gut, danke für die gute Zeiten?» Nachts schleichen sie sich ein, die Menschen von denen ich mich verabschieden wollte, musste. In den Träumen kommt es zu einem weiteren Treffen, zu einer weiteren Aussprache, zu einem unverhofften Wiedersehen. Dabei dachte ich doch, dass ich alles verarbeitet hatte, dass es so «gut» ist und nötig, der einzige Ausweg, das unausweichliche Ende. Nicht jede Beziehung hat wirklich eine Chance. Die Umstände sind ein Faktor, die man nicht überlisten kann. Unüberwindbare Hürden. Die Kraft, die fehlt, um durchzuhalten. Es mehr Leichtigkeit geben müsste, Unkompliziertheit. Manchmal ist es einer, der das ganze Gefüge stört und darum das Kartenhaus zusammenbricht. Da geht es nicht um Schuld, sondern um Unvermögen.

Vieles ist verhängt mit anderen Menschen, die uns weiterhin begleiten, verkettet mit dem Arbeitsplatz oder Orten, die man weiterhin besucht, aufsuchen muss. Es ist gar nicht so einfach sich wirklich zu trennen. Manchmal sind es Kinder, die einen weiterhin verbinden und die darauf angewiesen sind, dass man sich anständig verhält. Ein angenehmer Umgang sollte da unbedingt angestrebt werden. Rachegelüste wegen Verletzungen sollten in positive Energie umgewandelt werden, weil es sonst nur wieder auf einen selber zurückfällt.

Auch eine neue Stadt und neue Leute können sich nicht über die Nebel der Vergangenheit legen. Immer wieder kommt ein Luftzug und die alten Probleme liegen frei. Sofern man sie nicht wirklich aufgearbeitet hat. Aber wie merkt man das? Wann löst sich dieses unsichtbare Band? Wann hören die Träume auf? Lässt sich formulieren, was es genau ist, was Menschen zusammenhält? Gefühle? Gene? Fügung? Bestimmung? Kommt man überhaupt – ehrlich – voneinander los? Manchmal ist es ja die eine Partei, die nicht loslassen kann. Hat die andere dann wirklich eine Chance auf einen Neuanfang? Vermutlich ist das von Fall zu Fall verschieden. Selbst wenn ein schlichtes Geburtstags-SMS kommt, ist da immer noch nicht endgültig Schluss. Unter einem Vorwand wieder andocken hat nur Erfolg, wenn der andere nicht reagiert. Oft bleibt man ohnmächtig zurück, mit Fragen auf die es keine Antworten gibt. Mit Tränen der Wut und Fassungslosigkeit. Und wenn wir Glück haben, kommt die Sonne und trocknet sie uns.


Momo Appenzeller,
2.9.2015, 114. Jahrgang, Nr. 245.

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