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«Wandzeitung» vom 4.9.2015:

EIN SATZ:

Monkomat.

Nicht Ruhe und Ordnung, sondern Unruhe und Ordnung. PETER NOLL

Auch wenn Sie erwartungsgemäss unerholt aus den Ferien zurückgekommen sind, kann ich darauf keine Rücksicht nehmen und muss es komplizierter machen als auch schon. Ich komme nicht umhin, im heutigen Stück mehrere Figuren auftreten zu lassen.

Erstens «der Gerät», den legendären Dönerroboter und You-Tube-Star mit der so einfachen wie eingängigen Philosophie: «Der Gerät wird nie müde, der Gerät schläft nie ein, der Gerät ist immer vor der Chef im Geschäft und schneidet das Dönerfleisch schweissfrei.»

Zweitens den verstorbenen Strafrechtsprofessor Peter Noll, der im Gegensatz zu einem seiner Nachfahren der Gilde nie auf die Idee gekommen wäre, Recht und gerecht im selben Atemzug zu nennen und damit ein Minenfeld zu betreten. Das nur für jene nicht existiert, welche die über uns hereinbrechenden Segnungen der Rechtsordnung für gerecht halten.

Drittens Adrian Monk, den ordnungsliebenden Detektiv aus der Fernsehserie, der jeden auch nur leicht schräg liegenden Gegenstand auf dem Tisch geraderückt und damit nicht nur leicht schräg wirkt.

Regelmässig überkommt mich grosses Verständnis für Monk, wenn ich durch Abfallmaden wate, mein Velopneu am Strassenrand von Flaschenresten zerfetzt worden ist, die grölend aus vorbeidröhnenden Kisten geworfen wurden, ich über Velos aufgetürmt wie eine Skulptur von Tinguely auf dem Trottoir klettern muss, Verkehrssignale betrachte, die widersprüchlich den Regulierungswahn der Strassenhoheit spiegeln oder den Duft der grossen, weiten Harnröhren aus Hauseingängen und Liftkabinen schnuppere.

Aber damit ist nun Schluss. Dank Monkomat. «Der Gerät» funktioniert wie ein Staubsaugerroboter. Er fährt selbständig durch die kleine, fast grosse Stadt, die wir alle gut kennen und räumt sie auf, indem er alles gerade hinstellt, was nicht schräg stehen soll, und alles mitnimmt, was nicht hingehört. Er schafft traumhaft ordentliche Zustände wie in der mehr oder weniger guten alten Zeit. Und er ist nicht nur die Fortsetzung von Monk mit andern Mitteln, sondern auch jene Nolls. Denn er schafft Unruhe. Und diese tut uns allen, die wir in geistiger Reglosigkeit verharren, gut.

So riss der Monkomat einem Alki am Busbahnhof die Bierdose aus der Hand. Unzulänglichkeiten des Prototyps oder Methode angesichts der Intelligenz der Dinge, das ist die Frage.Wie auch immer, Noll würde sich freuen. Der Alki war erst verwirrt, schwor dann aber, nie mehr zu saufen. Er wankte fröhlich hinter dem Monkomat drein nach Hause. Also fast bis nach Hause. Also bis zur nächsten Verkaufsstelle mit Prix-Garantie-Bier. Dort besann er sich auf den zweiten Teil von Nolls Spruch, die Unruhe, und sprach seinem Schwur zum Trotz weiter dem Alkohol zu.

Dem Monkomat, der um den Bahnhof kreiste, ging er allerdings aus dem Weg.


Adrian Ramsauer,
4.9.2015, 114. Jahrgang, Nr. 247.

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