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«Wandzeitung» vom 6.7.2014:

Die Schweizer Sozialdemokraten müssen dringendst die Altersvielfalt in ihren Reihen fördern:

Also, sucht die Balance mit den Juso!

Die grösste Schwäche der Sozialdemokraten ist ihre Dehnbarkeit auf Druck, ihr Weichen bei energischen Begegnungen. Das war gegenüber den Frauen in der Partei der 90er-Jahre absolut richtig und mehr Jungsozis fördern, auch wichtig. Aber die Zerstörung von unendlichem Wissen aus Erfahrung, der Rauswurf aus den Ämtern, das ist Chabis! Als einzige politische Gruppierung haben meine geschätzten Sozis eine interne Amtszeitbeschränkung, was bald dazu führen wird, dass ihre aktiven Mitglieder schon in jungen Jahren zu den Jenseitigen gehören und ihre unermessliche Politerfahrung am politischen Totenbett abstreichen können. Bei allen anderen Parteien würde dieser Druck ganz natürlich Gegendruck auslösen. Nicht so bei den Mamis und Papis in der SP. Sie finden es toll, dass ihre Mädels und Jungs schon so früh alles besser wissen als sie selbst.

Die Juso fordert – wie die Mutterpartei notabene – eine solidarische Gesellschaft, in der alle Menschen die gleiche Chancen haben, ungeachtet der persönlichen Hintergründen wie Hautfarbe, Geschlecht und Herkunft. Aber das Alter der Genossinnen und Genossen, ist jetzt plötzlich spielentscheidend.

Etwa 5000 Jungsozis in der Schweiz stehen gut 30 000 Altsozis gegenüber. Aber bei aller Sympathie für die Parteijugend: Die politische Gestaltungshoheit kann doch nicht allein den Backfischen überlassen werden. Es darf doch nicht ohne die Alten über Wirtschaftsdemokratie statt Privateigentum bestimmt werden! Die Juso wollen die KMU, welche keine Nachfolgeregelung bereit haben, verstaatlichen. Aber hallo! Die 548 056 KMU, die 99 Prozent aller Schweizer Arbeitsplätze stellen, also 2 858 542, werden in der Regel von Menschen mit unternehmerischem Feuer initiiert und leidenschaftlich geführt. Im Übrigen wollen die Juso auch das Bankenwesen, die Krankenkassen, die Enerigeversorgung und die Kinderbetreuung verstaatlichen. Ihr bislang grösster Erfolg gelang den Juso 2007 an der Glarner Landgemeinde, während der sie das Stimmrechtsalter 16 durchgesetzten. Chapeau! Gescheitert ist indes ihre zu radikale 1:12-Initiative, welche sowohl die Arbeitsplätze als auch die Löhne bös durcheinander gewirbelt hätte.

Spitzenleute wie der ehemalige erste Juso, Andreas Gross, sollten vom politischen Parkett verschwinden. Er ist mittlerweile ein grosser Also, ein Altsozialist, mit enormer Ausstrahlung und Leistungskraft. Neben Steinaz Gil, dem Botschafter Norwegens in Aserbaidschan, ist der Schweizer Sozi-Nationalrat in oppositionellen Kreisen des ehemaligen Teilstaats der Sozialistischen Sowjetrepublik, der beliebteste Ausländer, weil er im Gegensatz zu den übrigen Wahlbeobachtern absolut unbestechlich ist. Getroffen von der radikalen Altersguillotine werden auch die hiesigen Natonalrätinnen Jacqueline Fehr, 51, und Chantal Galladé, 41, beides überaus profilierte Politikerinnen, die nun der Generation Alteisen angehören.

Kompetenz und Leistung zählen derzeit nichts bei der SP, Hoffnungsträgerin ist allein die Jugend. Das muss sich ändern, aber subito! Ein intensiver Generationendialog soll die politische Qualität steigern, und es müssen als Gegenstück zu den Juso die Also lanciert werden, eben die erfahrenen, kämpferischen und kreativen Greisinnen und Greise.


Guido Blumer,
06.7.2014, 113. Jahrgang, Nr. 31.

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