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«Wandzeitung» vom 3.5.2015:

Macht Musik schlau?

Warum Musik?

Lutz Jäncke ist Neuropsychologe und kognitiver Neurowissenschaftler. Er forscht an der Universität Zürich. Vor kurzem hat er ein Buch mit dem Titel «Macht Musik schlau?» geschrieben, das ich für die «Wandzeitung» in der Kürzestfassung wiedergebe:

Macht Musik schlau? Ja. Ein wenig. Meistens. Das ist es schon! In einem Artikel über Demenz etc. konkretisiert er seine Ergebnisse – von mir nun ebenfalls fahrlässig verkürzt und grauenvoll zusammengefasst – so: Um Demenz möglichst lange zu verhindern, sollte man drei Dinge berücksichtigen und umsetzen: 1. Bewegung, 2. soziale Kontakte pflegen, 3. etwas fürs Gehirn tun. Beim dritten Punkt klärt er auf, dass Kreuzworträtsel und Sudoku lösen das Gehirn nicht wirklich trainiert, sondern lediglich dessen Fähigkeit halt eben Kreuzworträtsel und Sudoko rascher zu erledigen. Wesentlich besser sei es, entweder eine neue Sprache oder ein Musikinstrument zu erlernen; dies schaffe neue Synapsen und verbessere die Gedächtnis- und Gehirnleistung spürbar – und verzögere damit auch den Eintritt der Demenz. – Im nächsten Monat werde ich im Altersheim Wiesengrund zusammen mit Rosmarie Mahnig und Ba Yue Li Gespräche über die Einführung eines solchen Programms führen. Wir können zwar die sozialen Kontakte weder anbieten noch intensivieren, jedoch werden wir Musik, Sprache und Bewegung so bündeln, dass die Seniorinnen und Senioren neue Erfahrungen machen können.

Warum Musik? «Pourquoi la musique?» ist der Titel eines eben herausgekommenen Buches des brasilianisch-französischen Philosophen Francis Wolff. Es ist ein grossartiges Werk, das fast alle Aspekte der Musik berücksichtigt. Wolff geht vor allem der Frage nach, was Musik in uns bewirkt. Ausgehend davon, was Musik ist, ob Musik eine «Sache» sei und was Musik und die anderen Künste bedeuten und bewirken, öffnet er ein Universum, das in dieser Form noch nie ausgebreitet und erläutert worden ist. Auf 420 Seiten erfahren wir eine Geschichte der Musik, die sowohl Europa, Amerika, Indien, Tibet, E-Musik, U-Musik, also klassische Werke, aber auch Jazz und Folklore, und weitere Aspekte der Klänge umfasst. Faszinierend sind die 88 Musikbeispiele, die Wolff zusammengetragen hat. Neben Art Tatum, Telonius Monk und Elvis Presley finden wir wunderbare Aufnahmen von Arvo Pärt bis Johann Sebastian Bach, natürlich auch Ohrwürmer wie die Anfangstakte der Fünften von Beethoven und Ravels Bolero. Beeindruckend bei Wolffs Musikauswahl ist auch die Wahl der Interpreten. Man kann Glenn Gould hören, ebenso wie Clara Haskil und Dinu Lipatti, interessanterweise auch das Mozart-Orchester der Zürcher Oper unter Nikolaus Harnoncourt.

Das Buch ist bei Fayard erschienen und kostet nur 22 Euro. Wenn Sie die Musikbeispiele hören möchten ohne das Buch zu kaufen, gebe ich Ihnen hier die Website, auf der Sie auch alle Details zu den Kompositionen und Interpreten finden: pourquoilamusique.fr

Am 28. April unterhalte ich mich mit Francis Wolff über die Möglichkeit einer Übersetzung seines Jahrhundertwerks auf Deutsch und auf Mandarin. Bis jetzt können Sie es nur in Französisch lesen ...

Pourquoi la musique? Parce que c'est la vie de nos âmes.


André Bernhard,
3.5.2015, 114. Jahrgang, Nr. 123.

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