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«Wandzeitung» vom 3.6.2015:

Wo sind die Männer?

29:2 / 28:3

Vor zwei Jahren war ich wie schon oft im Tibits, nachmittags um drei. Ich trank meinen Espresso, meine Freundin einen Tee. Da schaut sie sich um und sagt mir: «Hier hat es nur Frauen!» Ja, das sah ich auch, aber das schien mir nichts Ausserordentliches, bis mir die Freundin sagte: «Das ist immer so, es hat immer viel mehr Frauen als Männer in den Cafés». Ich fand eher, das sei jetzt heute ein Zufall. Von da an schaute ich in allen Lokalen, in denen ich verkehre, genauer hin. Und siehe da: Es stimmt!

Bei Tibtis (29:2) habe ich noch gedacht, das sei vor allem deshalb so, weil Tibits kinder(wagen)freundlich ist. Oder weil es bloss vegetarische Kost anbietet, neuerdings an Dienstagen gar vegane. Macho wie ich bin – war – dachte ich, das sei wohl eher für Frauen als für Männer ...Weit gefehlt. An vielen Abenden zu verschiedenen Zeiten habe ich die Zählrunde gemacht. Die Proportion blieb immer ähnlich: Stets waren die weiblichen Gäste (ich müsste jetzt wohl «Gästinnen» schreiben wie meine Kollegin vom «augenblick») in der Mehrheit. Die Männer waren schlicht und einfach nicht da, oder wenn, dann in einer klaren Minderheit.

Also, dachte ich, in anderen Lokalen ist das sicher anders. Letzte Woche waren wir abends im «Barnabas». Resultat: 28:3. Drei Männer waren da, 28 essende Frauen.

Wo sind die Männer? Wenn ich nicht so schüchtern wäre, würde ich eine Umfrage machen, gerade vor Ort, und die Frauen fragen, wo ihre Männer sind. Ich habe Bedenken, dass ich Antworten wie «frisch getrennt», «Frauensachen» etc. bekomme und den wahren Grund nicht herausbringe. So habe ich ersatzweise einige Einzelfrauen ausserhalb der Restaurants gefragt, wo die Männer seien und was sie in der frauenfreien Zeit täten. Hier eine kleine Auswahl der genannten Vermutungen:

1. In der Schweiz gibt es viel mehr Frauen als Männer. Das glaube ich hingegen nicht, das müsste doch in den Verwaltungsräten und in den obersten Managementsposten auffallen. Da wären die Quotenlösungen wohl anders. 2. Die Frauen sind genussfähiger. Das würde heissen, dass Männer nicht so geniessen können? Doch, heisst es dann, aber Frauen geniessen ihre Freizeit öfter und ausgiebiger. Oh, dann wäre ich eher eine Frau – ich bin vielleicht im falschen Körper ... 3. Männer müssen abends noch arbeiten. Als Ausrede lasse ich das noch knapp gelten. 4. Männer sitzen zuhause und hüten die Kinder. Soso. 5. Männer gehen ins Fitness-Center. Das weiss ich allerdings nicht, weil ich dort nie reinschaue. Wäre immerhin möglich. 6. Die Männer sitzen zuhause am Computer, arbeiten verschiedene Sachen auf. Eine befragte Frau hat mir gesagt, dass sie herausgefunden hat, dass ihr Mann, der den Verlauf nicht gelöscht hat, öfters auf Dating- und Pornoportalen Dinge aufarbeiten muss ... 7. Die Männer haben andere Prioritäten: aufgezählt wurden u.a.Turnverein, Tennisclub, Schachclub und Männerchor.

In den gemischten Chören sind sie nicht anzutreffen. Da könnte uns Bo Katzman ein Lied singen: In seinem Gospelchor sind gerade noch drei Männer, von denen meist zwei fehlen. Schlüssig sind die Antworten jedenfalls nicht. – Wer mehr weiss, soll’s mir doch bitte schreiben.

 

 


André Bernhard,
3.6.2015, 114. Jahrgang, Nr. 154.

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