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Herausgeber: Guido Blumer & Roger Rutz.
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«Wandzeitung» vom 21.4.2015:

Die bewundernswerte Stärke der Schweiz basiert auf immensem Fleiss mit Preis:

Das irdische Los mit Bedingungen.

Gewiss, die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens und der damit suggerierten Befreiung der Schweiz, ist von feinen Menschen erdacht worden und schlicht revolutionär. Basta! Mehr als eine Furzidee ist sie indes nicht. Nichts tun will nämlich gar kein gesunder Mensch. Aber klar gibt es liebenswürdige und mitunter sorgengeplagte oder schlitzohrige menschliche Geschöpfe, die keine oder nur wenig Leistung erbringen können, und es geht hierbei – weiss Gott – nicht ums Wollen. Ich kenne das aus auch meinem Umfeld, und ich bekenne, dass die schleichend aufblühende Untätigkeit auch die Betroffenen selbst schmerzt und deren Selbstbewusstsein peu à peu demontiert.

Auch wir Eidgenossinnen und Schweizer – mit Peb im Blut und Feuer im Hintern – brauchen Anreize, den täglichen Verrichtungs-Schub, den unbändigen Willen, etwas leisten zu wollen, damit wir nicht in die zerstörerische Lethargie fallen, die krankmachende Trägheit, Gleichgültigkeit, Interesselosigkeit – das Eigentor: in die Kaste zur Depression. Der Leistungswille ist der Motor des menschlichen Lebens, unabhängig davon, ob jemand eine künstlerische, eine intellektuelle oder handwerkliche Arbeit verrichtet. Unser Land ist das Paradies für eine gesunde Verdienstgesellschaft. Die 556 302 kleinen und mittleren Unternehmen hierzulande sind das Beweismittel, dass Herbert Marcuse mit seiner Erfolgseinschätzung der Sterblichen recht hatte: «Der Macht, die diese Gesellschaft über den Menschen geschaffen hat, wird durch ihre Leistungsfähigkeit und Produktivität täglich die Absolution erteilt.» Der helvetische Mensch wird also nicht von Existenzängsten erdrückt, so lange er nicht zu den gequälten Existenzen gehört, die aus achtenswerten Gründen arbeitsmässig durchs Netz fallen. Die werden glücklicherweise von unserem tendenziell fairen Sozialnetz in den meisten Fällen sanft und auf Augenhöhe aufgefangen.

Denis Gabor hob weiland hervor, dass die Arbeit für die Mehrheit der Menschen die einzige Zerstreuung sei, die sie auf die Dauer aushalten könne. Und Ron Kritzfeld stetzte dem noch einen klugen Spruch drauf, indem er Tätigkeit als beste Medizin bezeichnete, weil die nur positive Nebenwirkungen habe. Jeder gesunde Mensch, weiblichen wie männlichen Geschlechts, will im Leben etwas leisten, vor allem weil die Kreatur vor sich selber bestehen will, mit einem möglichst imposanten Lebenswerk, einer umwerfend originellen Idee. Leistung ist urschweizerisch, Fleiss eine Tugend und der Preis dafür ein täglich motivierendes Vergnügen und Lebensfreude pur.

Die bedauernswerten rund 250 000 Schweizer Seelen, der mittlerweile gut 8 000 000 Landsleute, die von Sorgen geplagt sind, und sich schlicht nicht um sich selber kümmern können, dürfen kein Vorwand für eine radikale Umkrempelung unserer feinverästelten, soliden Wirtschaft sein. Unsere Schöpfungsgesellschaft ist ein Erfolgsmodell. Dieser steht nun die Idee entgegen, nicht nur den leistungsschwachen, sondern allen Menschen hierzulande bedingungslos Monat um Monat 2500 Franken zu zahlen. Damit könnte man schlicht leben. Wer etwas oder viel mehr will, muss weiterhin urschweizerisch wagen, leisten, vollbringen.

 

 


Guido Blumer,
21.4.2015, 114. Jahrgang, Nr. 111.

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