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«Wandzeitung» vom 21.11.2015:

Die SVP benimmt sich so, als wäre sie die Eigentümerin unserer vielfältigen Eidgenossenschaft:

Die Schweiz, das Projekt aller Parteien.

Eveline Widmer Schlumpfs Abgang aus dem Bundesrat überraschte keineswegs. Sie ist eine Frau, die gar nichts dem Zufall überlässt. So präszis und kompetent sie ihre Regierungstätigkeit bewältigte, so genau war auch ihr Rückzugsplan. Sie löste vor acht Jahren Christoph Blocher als Jusitzministerin ab – weil der sich schlicht nicht konkordant verhielt – und übernahm nach drei Jahren den Bereich ihrer überaus hohen Kompetenz: die Finanzen. Sie hat zu keinem Zeitpunkt den Eindruck erweckt, dass sie ihre Lebensplanung von Dritten steuern lassen würde, und sie wirkte bis zuletzt voll konzentriert, akkurat und auch schalkhaft.

Die weiland nach ihrer Wahl in die Landesregierung – ihrer Eigenständigkeit wegen – aus der SVP ausgeschlossene Bündnerin hat nicht nur ihren Job ausgezeichnet gemacht, sondern höchstwahrscheinlich auch durch brillante Arbeit ihre ehemalige Partei dazu bewegt, dass sie sich – nach dem Fall Widmer-Schlumpf – eher nach den demokratischen Regeln der Schweizer Politik verhalten wird. Die Rückkehr der Konkordanz scheint gelungen: Am 9. Dezember werden fast sicher je zwei Kabinettsmitglieder für die drei wählerstärksten Parteien gewählt: SVP, FDP und SP und wohl die bisherige CVP-Bundesrätin. Nur Christian Levrat, der SP-Präsident, inszeniert noch ein angriffiges und erfolgloses, aber gefährliches Strohfeuerchen gegen den zweiten nationalkonservativen Sitz. Wer indes in dieser sensiblen Politphase zündelt, verbrennt sich womöglich die eigenen Ambitionen und muss sich schlicht nicht wundern, wenn eine Retourkutsche frontal in die eigene Richtung fährt.

Freilich sollten indes vor allem die Drohgebärden des starken SVP-Überschweizers Christoph Blocher verstummen, wie etwa die, er investiere so viel Geld in seine Politwerbung, bis sich seine Meinung im Land durchgesetzt habe. Er impliziert damit, dass die Schweiz ihm gehört und man auch Haltungen von schwachen Politfiguren kaufen kann. Das hat aber gar nichts mehr mit Demokratie zu tun – es ritzt zumindest die gleichen Rechte für Alle. Die Schweiz gehört uns allen, sie ist das politische Projekt aller Parteien wie aller hiesigen Staatsdenkerinnen und Landslenker. Es ist also sehr zu hoffen, dass sich die SVP von der Haudegenpartei zur aufbauenden und empathisch wie konstruktiv agierenden Politgruppierung entwickelt, selbstverständlich mit ihrem eingenständigen Politprofil. Erfreulich wäre auch, wenn die Nationalpartei nebst ihrem cleveren Ueli Maurer eine weitere eigenständige wie grundgescheite Persönlichkeit in den Bundesrat hieven lässt.

Leider will das noch immer keine SVP-Frau, auch nicht die Winterthurerin Natalie Rickli, die das politische Handwerk von der Pike auf gelernt hat und jetzt die Klaviatur der Politpartien virtuos beherrscht, mit Cleverness und Charme. Auch sie winkt leider ab: «Das kommt im Moment nicht in Frage. Ich schätze die wenige Freizeit, die ich habe. Die Kombination aus Beruf und Nationalratsmandat stimmt für mich.» Klar.

Unabhängig von den überaus durchdachten Strategien aller helvetischen Politgrössen und Parteien gilt freilich die alte Weisheit: Gemeinsam sind wir stark! Einfach, weil ein Kopf allein niemals so viel Grandezza in sich trägt, wie all die konstuktiven Kräfte der Schweiz zusammen.


Guido Blumer,
21.11.2015, 114. Jahrgang, Nr. 325.

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Standpunkte:

22.11.2015, 14:48 Uhr.

Marcel Fuchs schrieb:

Ach je, die Anti-Blocher-Artikel langweilen immer mehr. Haben Sie nichts Substanziellers mitzuteilen, statt sich mit diesem billigen Effekt Zustimmung bei Ihren Lesern zu holen? Ich mag Blocher auch nicht, aber ich würde ihn nicht so wichtig machen, beziehungsweise, er ist für mich nicht so wichtig, dass ich meine Themen und mich über Anti-Blocher definiere.


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