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«Wandzeitung» vom 5.7.2015:

Ein Leben unter dem Mond:

Ist Erde ein Menschenrecht?

Ohne Erde könnten wir nicht leben. Gehen wir deshalb mit ihr so liederlich um? Wissen wir überhaupt, was Erde ist? Zum einen meinen wir die Acker- oder Gartenerde; zum anderen die Erde auf der unser Haus steht, das Privatgrundstück, das ausgebaggert wird, um eine Tiefgarage zu bauen. Manchmal ist sie sandig oder steinig, ein andermal lehmig oder Lehm. Plötzlich ist sie dreckig, dann wieder lieben wir sie als Kompost. Wir nennen den Boden, auf dem wir gehen Erde. Manchmal trampeln wir auch nur auf ihr herum. Wir teeren sie ein, um mit Autos darauf zu rasen. Wir weiden sie ein, damit unsere Kühe darauf grasen. Was immer wir tun: Die Erde liegt uns zu Füssen. Wir machen mit ihr was wir wollen. Hauptsache, sie genügt! Welche Erde? Meinen wir die dreckigen Schuhe oder den Planeten? Die Erde oder die Welt? Das Weltall oder den blauen Planeten?

Der Begriff Erde scheint für uns Menschen schwierig zu sein. Er trifft uns in unserer vollen Existenz. In der Kirche lässt der Pfarrer die verstorbenen Körper zur Erde zurückkehren. Bei der Seele wird es dann schon komplizierter. In der festen Überzeugung, dass es nur ein Leben gibt, lässt das Christentum immerhin noch ein Jenseits hinter dem Mond als Hoffnungsträger zu. Alles was über dem Mond liegt, gehört nicht mehr zur Erde. Dort dürfen die Seelen die Nähe Gottes geniessen. Hinter dem Mond liegt das Paradies und darunter das Böse auf Erden. Deshalb braucht das Christentum einen Erlöser, der uns von der Erde befreit. Gemeint ist der Planet Erde unter dem Mond. Was darüber liegt, ist heilig.

Haben Menschen ein Recht auf Erde? Diese Frage hat noch nie jemand abschliessend beantwortet. Wir berechnen zwar den Kosmos und den Zerfall des Universums in Lichtjahren, sprechen von Schwarzen Löchern im Weltall oder im Kosmos oder im Universum, die wie Aasgeier nur darauf warten, uns zu verschlingen. Wir behaupten die Sonne sei ein heisser Ofen und lösche dereinst wie ein AKW aus. Wir nehmen eine konstante Lichtgeschwindigkeit an und rechnen mit ihr den Abstand zu anderen Galaxien aus, ähnlich der Geschwindigkeit eines Zuges nach Paris. Und was machen wir mit Erde? Noch kein Physiker hat je sich denken können, was Ursache und Prinzip der Gravitationskraft sein könnte. Wir kennen nur ihre Wirkung in Metern pro Sekunde, was Erde erst ermöglicht. Erde wiederum ermöglicht Leben. Und Leben ermöglicht uns Menschen einander Erde wegzunehmen. Das ist der einfache Grund, warum wir nach dem Recht der Menschen auf Erde fragen. Sie ist lebensnotwendig!

Ist Mensch ein Erdrecht? Jetzt führen wir eine neue Frage ein. Menschen sollen ein Recht der Erde sein? Ja, denn die Erde kann ohne die Menschen nicht leben! Wir sind nun einmal da und haben die Pflicht und das Recht, der Erde Sorge zu tragen. Erde ist eine Menschenpflicht, und wenn wir das vergessen, wird jeder Eingriff in ihr Leben zu einem Recht. Die Erde lebt! Nur so gewähren wir Erdrecht auch der nächsten Generation.

 


Heiner Dübi,
5.7.2015, 114. Jahrgang, Nr. 186.

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