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«Wandzeitung» vom 19.8.2015:

Zur Sommerposse in Winterthur:

Wie viel Sprache mag es leiden?

Hat es eine Stadtregierung nötig, einen Fussballclub vorzuschieben, um Politik zu machen? Natürlich war der Artikel eines TA-Journalisten vor den Sommerferien über Winterthur ziemlich schroff. Er mag auch verletzend gewesen sein. Doch verletzlich zu sein, ist das A und O der Kommunikation. Ohne Verletzbarkeit in der Brust bringen wir Menschen es zu Wege uns selbst zu vernichten und zerstören. Betriebsblindheit könnte man das nennen. Ich persönlich musste lachen, zeigte doch der Artikel über die B-Stadt Winterthur wunde Punkte auf, die zum Wohl der Stadt durchaus kritisch und auch heftig betrachtet werden dürfen. Auf den Punkt gebracht: Stadtmarketing und Standortförderung haben es dringend nötig, hinterfragt zu werden. Die einzigen, die davon direkt profitieren sind die Stelleninhaber und Bauunternehmen. Ansonsten dreht sich alles im Kreise und belastet die Bewohner im Portemonnaie. Von Entwicklung ist da nicht viel zu sehen und zu spüren. Die Rückschläge und wiederkehrenden Enttäuschungen und Belastungen sind viel zu gross. Der Eulachpark als viel gepriesenes Wunderprojekt mag ein Beispiel für andere sein. Nicht gelacht habe ich aber über die öffentlich gewordene Reaktion des Stadtrates und seines Stabes. Nur schon der Gedanke, der eigenen Unfähigkeit mit Kritik umzugehen mit einer öffentlichen Blossstellung des TA-Journalisten zu parieren, zeigt eine Schwäche der Stadt. Sie zu stärken macht alles noch schlimmer. Vermutlich wäre der Artikel bei einer Ente geblieben, hätten sich da die Oberhäupter verletzbar gezeigt statt wie ein Schwan reagiert, der seine Küken unter die Flügel nimmt und faucht. Es kam noch schlimmer:

Der FCW sollte offenbar vorgespannt werden, um fiese Politik zu betreiben. Mag der TA-Journalist unzimperlich und schroff geschrieben haben, nur schon der Gedanke einen Menschen in einer Menge zu verhöhnen, grenzt an Rufmord und Lynchjustiz. Diese gab es in Winterthurs Mittelalter oft, wie die Stadtführung «Räuber und Gendarmen» zeigt. Der Richtplatz war im heutigen Rathaussaal, dort wo der Stadt- und Gemeinderat Feste feiert. Auch wenn die Rache nur eine von anderen Varianten darstellt, so ist die Erwägung einer solchen eine Schande. Was gäbe es denn an Lösungswegen? Sicher einmal sich der eigenen Verletzbarkeit bewusst zu werden. Das Sprachpotenzial, das im Grunde ein Segen ist, lässt mich zum Beispiel gewahr werden, wenn Grenzen überschritten werden. Sehr schnell wird klar, ob Strategien fehlen um Krisen abzuwenden oder die Kommunikation leidet um Mobbing zu fördern. Dazu braucht es ein Raumbewusstsein. Wir sind derzeit im Raum Winterthur.

Viele Prozesse leiden und lösen diverse Konflikte aus. Und ganz offensichtlich werden Prinzipien wie Werte nicht mehr eingehalten, die bei Menschen zu Burnout führen. Da mögen wir die Vorzüge der Stadt deren viele es gibt vorschieben; es nützt nichts den Deckel über das Fass zu halten, das die Geschichte zum Überlaufen bringt. Das Raumbewusstsein und seine Handhabung geht zumindest momentan der Regierung verloren. Ich wünschte mir eine A-Stadt, die ehrlich über die Bücher gehen kann und das Augenmass für das Schöne behält.


Heiner Dübi,
19.8.2015, 114. Jahrgang, Nr. 231.

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