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«Wandzeitung» vom 19.12.2015:

Gott im Zeichen der Zeit:

Klimawandel.

Nun haben es die Regierungsköpfe der Welt im durchwühlten Paris endlich geschafft, einen gemeinsamen Text zum Schutz des Klimas zu akzeptieren. Das darf man tatsächlich als Fortschritt bezeichnen. Gemeinsam ist eine Klimakonferenz noch nie auseinander gegangen. That's it! Nützen wird dieser gemeinsame Gipfel letztendlich nichts. Da hat sich der französische Aussenminister so stark ins Zeug gelegt, dass er als Diplomat, aber nicht die Erde bewundert wurde. Ein wahres Geschick habe er gezeigt und als einziger den Überblick über alle Gruppenarbeiten behalten, um zum Abschluss des Reigens ein Puzzle mit vielen Löchern vorzulegen und für gültig zu erklären. Wieder mal muss die Chaostheorie herhalten, um einem löchrigen Beschluss den wissenschaftlichen Hauch zu geben. Gut sei das Ergebnis zwar nicht, lassen sich die Regierungsstatthalter zitieren, aber immerhin sei ein gemeinsamer Anfang gelungen, um das Wohl unseres Planeten zu verbessern.

Die Wissenschaft und die päpstliche Kirche zu Rom haben es im Mittelalter verpasst, den Anschluss an eine moderne Welt zu finden. Denn damals war die Zeit reif, das Universum unbegrenzt zu denken. Was schon hunderte Jahre vor unserer Zeitrechnung vermutet und im Mittelalter bekräftigt wurde, fiel im Diskurs der Aufklärung wieder dahin. Die wenigen Denker, die sich getrauten, das Universum ohne Anfang und Ende zu denken, wurden wegen ihrer Klugheit verbrannt oder bekehrt. Die Verfasser der kirchlichen Schöpfungslehre und die Forscher des wissenschaftlichen Urknalls, die Erlösungstheoretiker und Endlichkeitsdenker bekannten sich gemeinsam zum Kind in der Krippe. Denn nur so war es möglich, gemeinsam zu erklären, warum die Erde und ihr Universum für die einen von Gott, für die anderen aus Atomen aus dem Nichts gezaubert wurde und genauso wieder vergeht. Seither singen die einen das Christentum der Erlösung und die anderen die Schwarzen Löcher im selben gemischten Chor. Hätte man sich in der Zeit um 1600 jedoch wirklich vom Gedanken verabschiedet, die Schöpfung und das Universum aus der Sicht der Erdlinge zu deuten, wäre die Berufung des Papstes sinnlos geworden, und die Wissenschaftler hätten sich ihrer christlichen Kleider entledigen können. Wir hätten heute andere Erklärungen für den Klimawandel als die gebetsmühlenartig aristotelische, wonach die Wissenschaft alles, was hinter dem Himmel liegt, mit der Physik der Erde ausmisst und für gläubige Menschen verborgen bleibt.

Es steht uns Menschen also immer noch bevor, einen Wandel durchzumachen: der Wandel nämlich, das Universum in seiner unendlichen Ursache unmittelbar, ohne zeitliche Veränderung zu sehen und damit das wirklich Denkbare zu denken statt Fiktionen anzunehmen. Eine Fiktion ist, dass die Sonne heiss ist und wir die Sonnenstürme direkt auf der Oberfläche dieses zentralen Ofens sehen. Fiktiv ist auch der mathematische Trick, das Licht im Prisma zu erklären und in eine Konstante zu packen. Damit lässt sich zwar vieles berechnen, gewiss, neben der modernen Mainstream-Kosmologie auch die Macht des Papstes. Denn wäre das Universum grenzenlos, wären er und die Kurie den Job in Rom auf ewig los.


Heiner Dübi,
19.12.2015, 114. Jahrgang, Nr. 353.

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