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«Wandzeitung» vom 9.1.2015:

Ein Aufbruchprojekt aus der Winterthurer Depression:

Eine Kulturinitiative für Winterthur.

Die Winterthurer Sparallianz, WISPA, hat gewütet und zerstört. Sowohl real wie auch gefühlt ist Winterthur heruntergeredet und heruntergespart worden, so dass wir uns schon freuen, wenn Winterthur mit Bezirksorten wie Uster, Bülach oder Andelfingen im gleichen Atemzug genannt werden kann. Im Sozialbereich, bei Bildung und Kultur wurde gespart, mit dem Ziel eine Stadt zu erreichen, die aus Polizisten und Strassenbauern besteht. Die Stadt wird als Selbstbedienungsladen für das Gewerbe verstanden. Parallel dazu wird ein Wutklima gefördert gegen alle staatlichen Institutionen – ausgenommen natürlich die Polizei. Die soll einen vergoldeten 80 Millionen Tempel erhalten – damit die Polizisten, die im Gemeinderat und im Kantonsrat sitzen ihre Pfründe noch bequemer verwalten können. Der Winterthurer Stadtpräsident Michael Künzle macht zum Jahreswechsel betont auf positiv, und überall verkündet er die gleiche Botschaft: Alles was nicht gesetzlich vorgeschrieben sei, müsse vermehrt von Privaten finanziert werden. Steuern senken, damit dann einige Reiche wohltätig etwas spenden?

In der Kulturszene dreht und wendet man sich, es versuchen alle wie es nur geht zu retten oder unauffällig zu bleiben und am Sparhammer vorbeizuschlittern. Die Kulturlobby ist still geworden und die Diskussionen für ein neues Kulturleitbild werden unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführt. Seit Frühjahr 2014, sprich nach den Wahlen, ist das schwache Diskussionsflämmchen erloschen und es herrscht Funkstille.

Es braucht ein Projekt zum Ausbruch aus der Depression. Es braucht ein öffentliches Gegenprojekt gegen die Sparallianz, mit einem konkreten Inhalt. Es ist Zeit für eine «Kulturinitiative» in Winterthur. Eine Initiative, die einen gesetzlichen Auftrag zur Kulturförderung der Stadt fordert und gleichzeitig eine konkrete Diskussion in der Öffentlichkeit anstrebt. Eine Initiative, die versucht, neue Wege auszuloten und aufzuzeigen. Eine Initiative, die produzierende Kunstschaffende stärker fördert, ohne Rolle der Vermittlungsinstitutionen – von den Museen bis zu den Musikklubs, vom Theater bis zu den Quartierkulturanlässen – zu schwächen. Eine Kulturinitiative auch, die der Quartierkultur einen festen Platz einräumt.

Mit einer rein auf die institutionelle Ebene verlagerten politischen Auseinandersetzung mit den Sparpredigern von GLP bis SVP ist ein Ausbruch aus der Depression nicht möglich. In der Kulturpolitik haben die Sparprediger mit den Kürzungen in der Quartierkultur und bei der Alten Kaserne den Tarif angegeben. Die Folgerungen sind in Wülflingen, in Töss, in Seen, in der ganzen Stadt überall spürbar. Die nächsten Monate bringen die nächsten Sparprogramme, und aus Prinzip werden die Sparprediger noch weiter gehen. Es geht ihnen darum, die vergangenen zehn Jahre und den kulturellen Aufbruch Winterthurs zu zerstören. Es braucht ein konkretes Gegenprojekt. Eine Kulturinitiative für Winterthur.


Matthias Erzinger,
9.1.2015, 114. Jahrgang, Nr. 9.

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Standpunkte:

12.1.2015, 17:41 Uhr.

Tom Lang schrieb:

Nun, eine solche Kulturinitiative braucht es in der Tat. Anstatt zu lamentieren wäre es Angebracht einfach die Initiative zu starten und mit anderen Initiativen zu verlinken. Zum Beispiel mit der Kulturkundgebung Winterthur oder mit den Initiaten eines Kulturbüro für Winterthur. Das ist es was jetzt gebraucht wird und kein politisches gewurstelt und Hickhack.


11.1.2015, 17:02 Uhr.

Haymo Empl schrieb:

Wir müssen vermehrt bei den Wählerinnen und Wählern ansetzen. Die Mitte-Rechts- Politiker erfüllen ja den Wählerauftrag, von denen ist drei Jahre vor den nächsten Wahlen nicht viel anderes zu erwarten. Die nächste Gelegenheit für «das Volk» bietet sich bei den kommenden Kantons- und Regierungsratswahlen. Hier müsste auch ein Denkzettel gegeben werden. Mangelnder Wahlerfolg kann nachdenklich machen.


11.1.2015, 13:39 Uhr.

Pierre-François Bocion schrieb:

Von Sparen – weniger ausgeben als einnehmen; etwas auf die Seite legen – und Sparwut kann in Winterthur keine Rede sein. Die Ausgaben werden den Einnahmen angepasst und das gefällt der Rotgrünen Allianz, die von 2002 bis 2012 angeblich die Kulturstadt schuf – was diese seit dem 19. Jahrhundert bereits war – nicht. Der Haushalt der Stadt ist in diesem Zeitraum massiv angestiegen. Bilanz und Erfolgsrechnung musste der Kanton mit grossen Beiträgen jedes Jahr ins Gleichgewicht bringen.


10.1.2015, 11:02 Uhr.

Willi Fehlmann schrieb:

Finde ich prima. Im weiteren Sinne muss man eine Diskussion über die Kernaufgaben des Staates in Gang setzen – und da gehört die Kultur wie die Bildung oder das Gesundheitswesen dazu. Wenn es dann auch noch Mäzene gibt, umso besser. Das Problem ist aber das System, das sie zu Mäzenen macht. Matthias, konkretisierst du die Initiative?


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