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«Wandzeitung» vom 9.4.2015:

Sparen & Wahlen:

Ewige Rituale und Hoffnungen.

Wieder einmal hat der Winterthurer Stadtrat ein Sparprogramm veröffentlicht. Es ist nicht das erste seiner Art. Seit 2000 hat es verschiedene solcher Efforts gegeben – gerade auch unter Ernst Wohlwend – aber die städtischen Finanzen konnten sich nie nachhaltig erholen – weil immer gleich die nächsten Einnahmenausfälle meist ohne zutun der Stadt in Kauf genommen werden mussten, der Kanton Leistungen auf die Gemeinden verschoben hat, oder der Bund auf annähernd kriminelle Art und Weise eine Steuerreform durchpeitschte. Und natürlich hat auch die Bevölkerung zugenommen. Jetzt hat die Sparallianz von GLP bis SVP dafür gesorgt, dass in der Verwaltung x-hundert Arbeitsstunden nicht produktiv eingesetzt werden konnten, und die städtischen Angestellten stattdessen nach Sparmöglichkeiten oder Gebührenerhöhungen suchen mussten.

Und dann: Sparmassnahme eins – z.B. Volièren im «Vöglipark» – sickert durch – und so sicher wie das Amen in der Kirche kommen die Leserbriefe, die verlangen, dass gerade da sicher nicht gespart werden solle – sondern wenn schon beim «Personal» oder den Stadtratslöhnen.

Denn das sind ja alles faule «Abzocker» auf Kosten der Steuerzahlenden. Es folgt Sparmassnahme 2, und dieselben Reaktionen folgen ritualmässig, es folgt Sparmassnahme 3 bis xy und immer dasselbe Spiel. Die eine oder andere Massnahme wird dann wieder rückgängig gemacht oder aufgeschoben, die städtischen Angestellten haben für den Sparmüll gearbeitet. Trotzdem: Bei jedem Sparprogramm geht so einiges kaputt, verschwindet. Einiges wird direkt wahrgenommen, einiges erst etwas hinterher. Leistungen werden abgebaut, unsoziale Gebühren erhöht, und die Sparallianz hetzt weiter gegen das Personal.

Und dann stehen sie an, die Wahlen, zwar auf kantonaler Ebene. Und trotz dem Frust über die Demontage Winterthurs keimt Hoffnung: Vielleicht, ja vielleicht, gelingt es jetzt doch endlich Gegensteuer zu geben, einen kleinen Schritt zu machen, um wenigstens mal durchatmen zu können. Sie keimt auf diese Hoffnung, die sich einfach nicht unterkriegen lässt. Dass es gelingt im Regierungsrat einen Ausbau der bürgerlichen Mehrheit zu verhindern und Jacqueline Fehr gewählt wird.

Dass diese Hoffnung aufkeimt, ist auch eine Folge des Wahlkampfs, den Jacqueline mit ihrem Team führt. Omnipräsent, aktiv, positiv. Sie hat alle Lügen gestraft, die ihre Nomination im letzten Herbst mit Häme kommentierten. Sie hat gezeigt: Zürich kann mehr.

Zurückblickend mag ich mich nur an zwei ähnlich schwungvolle Wahlkämpfe erinnern: 1990, als Josef Estermann in Zürich Thomas Wagner als Stadtpräsident verdrängte, und 1992, als Ernst Wohlwend in Winterthur für den Stadtrat kandidierte und im zweiten Wahlgang siegte.

Auf jeden Fall freue ich mich mal auf den 12. April. Und falls Sie noch nicht gewählt haben: Werden doch auch Sie Teil dieser Bewegung für ein bisschen Hoffnung für den Kanton Zürich und die Stadt Winterthur. Lassen wir die grauen, griesgrämigen Sparhysteriker zurück und bringen etwas Farbe ins Leben. Und wenn’s dann trotzdem nicht reichen sollte, betrinken wir uns gemeinsam und fangen am nächsten Tag wieder von vorne an.


Matthias Erzinger,
9.4.2015, 114. Jahrgang, Nr. 99.

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