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«Wandzeitung» vom 6.10.2015:

Theater Winterthur:

Hände weg vom Theater!

Ich liebe Theater! Ich liebe es, mich in einem Stuhl im Theatersaal zurück zu lehnen und mich von den Schauspielerinnen und Schauspielern auf der Bühne in eine andere Welt entführen zu lassen.

In Winterthur gibt es einige Möglichkeiten, so einen Theaterabend zu erleben. Ganz besonders gern bin ich im Theater Winterthur, unserem «Stadttheater». Als Gastspielhaus mit einem Renommee weit über die Region hinaus ist das Theater Winterthur einer der ganz wichtigen Pfeiler unserer Kulturstadt.

Das Theater ist für viele Winterthurerinnen und Winterthurer weit mehr als nur ein beliebiger Veranstaltungsort. Es ist ein Wahrzeichen! Als im letzten Dezember bekannt wurde, dass sich der Stadtrat tatsächlich vorstellen könnte, das Theater abzureissen und durch ein Kongresszentrum zu ersetzen, war der Aufschrei denn auch riesig. Tausende Kulturinteressierte unterschrieben in kürzester Zeit eine Petition und stellten sich damit ganz klar hinter das Theater in der heutigen Form.

Der Stadtrat begründete seine Überlegungen in Richtung Abriss unter anderem damit, dass eine Sanierung des Theaters für die Stadt viel zu teuer würde. Er rechnete mit einem Investitionsbedarf von 35 bis 43 Millionen Franken. Mit einer Interpellation wollte ich herausfinden, wie hoch der tatsächliche Investitionsbedarf ist.

Und siehe da: Neue Abklärungen und Berechnungen ergeben. dass für die nächsten 15 bis 20 Jahre mit Investitionen von lediglich 12 bis 20 Millionen zu rechnen ist. Davon fallen 7 bis 11 Millionen in den nächsten 10 Jahren an. Das ist nicht einmal die Hälfte dessen, was uns der Stadtrat noch vor wenigen Monaten weismachen wollte!

Im ersten Moment tönen auch 15 bis 20 Millionen nach sehr viel Geld. Bei genauerer Betrachtung sieht die Sache aber etwas anders aus: Bei jeder Liegenschaft muss mit laufenden Kosten gerechnet werden. Diese Instandhaltungskosten werden budgetiert und decken die laufenden Investitionen. Aus der Interpellationsantwort geht hervor, dass in den letzten 21 Jahren beim Theater Winterthur die Instandhaltungsquote bei 1,61 Prozent lag. (Diese Quote umschreibt die durchschnittlich jährlich in ein Gebäude investierte Summe zur Instandhaltung, im Verhältnis zum Gebäudeversicherungswert.) Wenn nun in den nächsten Jahren die dringend anfallenden Sanierungen gemacht werden, steigt diese Quote vorübergehend auf 2,26 Prozent an. Damit liegt sie im Durchschnitt bei 1,93 Prozent. Dies entspricht einer absolut üblichen Investitionsplanung für Liegenschaften dieser Grössenordnung.

Ich entschuldige mich für diese doch eher trockene Zahlenbeigerei. Sie ist aber wichtig, um aufzuzeigen, dass die Sanierung des Theaters finanziell kein Problem ist. Im Gegenteil: Sie entspricht dem, was bei jeder Liegenschaft eingeplant und budgetiert werden muss.

Ich erwarte, dass mit den neuen Erkenntnissen die Abrisspläne ein für alle Mal vom Tisch sind und dass der Stadtrat sich nun schleunigst daran macht, eine vernünftige Investitionsplanung zu machen und so dafür sorgt, dass wir auch in Zukunft in diesen bequemen dunkelgrünen Sesseln zurücklehnen und Theater auf höchstem Niveau geniessen können.


Christa Benz-Meier,
6.10.2015, 114. Jahrgang, Nr. 279.

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