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«Wandzeitung» vom 8.7.2015:

Ich bin ein USA-Fan:

4th of July.

Vor vier Tagen feierten die Amerikaner ihren 4th of July. Ihr Independence Day, ohne Aliens, aber mit viel Feuerwerk. Hier mein Bekenntnis: Ich bin ein USA-Fan. Shame on me, wenn es nach vielen geht. Ich aber finde das Land toll. Die verlassenen Leuchttürme in Maine, die pulsierenden Strassen Manhattans, die sandigen Dünen Long Islands, die dichten Wälder Pennsylvanias, das verregnet werden im Wrigley Field Stadion, das beste Steak in Nebraska, die blumigen Strassen San Franciscos, das duftende Napa Valley. Das alles will ich nicht missen. Menschen, wie die Cheneys, die uns in Lake Tahoe nach einer langen Reise wie die eigenen Enkelkinder aufgenommen und aufgepäppelt haben. Menschen, wie die mexikanische Kellnerin im Red Flame Dinner an der 6th Avenue, die uns Jahr für Jahr liebevoll-forsch unsere Pancakes bringt und weiss wie viel Kaffee wir trinken möchten. Menschen, die innert Sekunden Haus und Herz öffnen. Und sei es nur für diese fünf Minuten, und sei es nur vorübergehenden. Die Ehrlichkeit in diesem Moment ist echt. Nein, diese Menschen will ich auch nicht missen. In Europa, in der Schweiz, in gewissen Kreisen in Winterthur werde ich komisch angeschaut, wenn ich meine Pro-USA-Lobeshymne halte. Ob ich denn wirklich ein Land gut finde, dass jüngst mehrere Kriege ohne wirkliche legitime Grundlage führte? Ob ich dem kapitalistischen Diktat des Landes verfallen sei? Ob ich denn eine fundierte Aussage zu den Staaten machen könne? Nein und nein und ja antworte ich. Denn die Vereinigten Staaten von Amerika sind einiges mehr als Bush-Irrsinn, Coca-Cola-Diktat und Todesstrafe-Vollzug. Ich habe es selber erlebt.

So wie die Schweiz auch einiges mehr zu bieten hat als SVP und ausländerfeindliche Politik. Und kapitalistisch veranlagt ist die Schweiz also auch. Schauen Sie auf Ihr Handgelenk. Haben Sie schon eine? Oder der Sohn der Schwester? Ich spreche von der Apple Watch. Das neue Must-Have aus dem Hause Apple aus Kalifornien, produziert in China. Potthässlich finde ich das Ding. Da waren die Casio-Uhren doch wenigstens ein bisschen weniger prätentiös. Es gehe ja nicht um Schönheit lasse ich mir sagen. Technik, weisst du? Aha. Telefonieren kann man mit ihr. Und schreiben. Aha. Die Zeit lesen auch, vielleicht. Wenn eine SMS aber während des Autofahrens reinkommt, sollte der Lenker und Apple Watch Träger besser nicht zurückschreiben. Weil verboten. Und telefonieren kann sie oder er auch nicht. Weil auch verboten. Siri kannst du dann benutzen, sagt man mir. Aha. Siri, das idiotische Programm, welches bei mir nie funktioniert? Will ich mir selbst anrufen und sage «Siri, ruf Oriana an», sagt die Schickse «ich kenne keine Oriana, soll ich Rihanna anrufen?» Du kennst keine Oriana, wirklich? Und wer ist dich am bedienen, du ****** du?! Und zweitens, bitte tu dir keinen Zwang an und ruf doch Rihanna an. Könnte lustig werden. Nein, diese Apple Watch wird nichts für mich. Sage ich jetzt. Vielleicht schaut es nach der nächsten Amerika-Reise wieder anders aus.


Oriana Ziegler-Somarriba,
8.7.2015, 114. Jahrgang, Nr. 189.

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