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«Wandzeitung» vom 19.6.2014:

Wenn der Stadtpräsident in den Superblock zieht, verliert die Stadt ihren Atem:

Grünen Raum für Winterthur schaffen.

Der Park rund um das Statthalteramt ist ein Garten aus feinster Natur. Esche, Ulme, Buche, Linde, Föhre, Lärche und sämtliche anderen Exemplare des Waldes wurzeln in diesem Eden Winterthurs. Seit Jahrhunderten polarisieren sie mit ihren vielfachen Artgenossen in den umliegenden Wäldern. Sie tauschen mit ihren Blättern und Nadeln in Resonanz mit den bewaldeten Hügeln den mannigfachen Winden und das launische Wetter aus. Ist diese wunderbare Oase ein Kraftort der Stadt? Wenn dem so wäre, dann brächte uns dieses knorrige, mächtige und schöne Grünwerk reichhaltige Luft und Power in die Stadt. So zumindest wäre es der Wunsch der Bevölkerung.

In alten Zeiten hat Winterthur seine Kraftorte gehegt und gepflegt. Oft waren es private Personen, die ihre Gärten in ein Paradies verwandelten. Sie schotteten sich zwar hinter ihren Hecken von einer Mehrheit ab und waren gleichzeitig intensiv mit der Stadt verbunden. Ihre Gärtner sorgten für den Ausgleich der Energien, dafür was wir heute als Gartenstadt erkennen: ohne Gärtnerei keine Energie, ohne Energie keine Stadt mit Power.

Die Stadtgärtnerei sorgt für das Odem von Winterthur. Waren es früher die Privaten in ihren Villen, so ist es heute der Stadtrat, der für gute Stadtluft einsteht. Wenn aber der Stadtrat seine Gärtner aus den Händen gibt, sorgt er für dicke Luft. Immer mehr Grünräume verschwinden aus Winterthur. An ihrer Stelle wachsen Pilze. Normalerweise reinigen sie die schlechte Luft. Doch blecherne und urbane Pilze ersetzen die Gärtner nicht. Diese moderne Art von Pilz definiert sich als Erregung ohne Sauerstoff. Flüchtet der Stadtrat nun in den Superblock, hinterlässt er eine Altstadt mit festgehaltener Lebensenergie. Die Flucht ins Exil mag unsere Exekutive kurzfristig zu höheren Leistungen antreiben, doch dann hebt sie ab: Elektrosmog statt Odem wirkt auf die Regierung ein. Die Folge davon sind kopflose Entscheidungen und kranke Verwalterinnen und Verwalter ohne Verbindung zur Stadt. Der in der energiearmen Altstadt zurückgelassene Gemeinderat würde etwas atemlos die Privatisierung der Stadtgärtnerei durchwinken. Mit diesem Entscheid verlöre Winterthur ihre Gärtner und damit ihre Existenz als Powerstadt.

Die Regierung in Winterthur tut sich gut daran zu überlegen, ob der Stadtpräsident in den Superblock zieht und ob die Stadtgärtnerei privatisiert werden soll. Denn die Macht des Magistraten und die Gärtner gehören zusammen. Würden Macht und Gärtner getrennt, drängten andere Kräfte als Power in die Stadt. Die Kraftorte verdichteten sich materiell. An ihrer Stelle würden Häuser wie Pilze aus dem Boden schiessen, und die Stadt könnte über kurz oder lang ihre Bilanz hinterlegen. Ich schlage deshalb vor, die Stadtgärtnerei dem Departement Kultur zuzuschlagen.

 

 


Heiner Dübi,
19.6.2014, 113. Jahrgang, Nr 14.

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