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«Wandzeitung» vom 12.8.2015:

Wenn die Linke nicht weiss, was die Rechte tut:

Schlanke Verwaltung?

Wohl zum letzten Mal habe ich der Frau des Personalamts des Kantons die Studienbestätigung meiner Tochter geschickt. Während der letzten Jahre war dieses halbjährliche Prozedere kleiner Teil meines Ärgers in Bezug auf den Einsatz meiner Steuermittel. Worum geht es: Mein Nachwuchs studiert, ich verrichte Lohnarbeit und erhalte Ausbildungszulagen für die beiden Studis. Damit diese Ausbildungszulagen den Studis zukommen, muss jeweils der Semesterstudienausweis eingereicht werden. Frist bei den Arbeitgebern ist jeweils Mitte und Ende Jahr. Die Semestergebühren der Uni werden leicht zeitverschoben im Juni und Januar erhoben. Bezahle ich die Gebühren sofort, erhält der Nachwuchs den Semesterausweis in der zweiten Hälfte des Folgemonats, immer so, dass die sofortige Einreichung beim Arbeitgeber nicht reicht, zeitgleich zu belegen, dass der Studi noch studiert.

Zweimal jährlich habe ich die Ausbildungszulagen nicht auf dem Lohnausweis. Das bedeutet, dass in der Lohnverwaltung mein Nachwuchs jährlich zweimal aus dem System genommen, die Auszahlung gestoppt werden muss. Zwei Wochen später erhält das Amt die Ausbildungsbestätigung. Per Post, die verteilt, sortiert, geöffnet und abgelegt werden muss. Daraufhin öffnet jemand das System und nimmt meinen Nachwuchs wieder auf. Dann wird die Ausbildungszulage nachbezahlt, die Lohnabrechnung angepasst. Vermutlich bin ich nicht die einzige Arbeitnehmerin mit studierendem Nachwuchs; vermutlich sind wir schweizweit einige tausend. Was bedeutet, dass zweimal pro Jahr tausende von Malen dieser Verwaltungsaufwand zu entrichten ist.

Stellen wir uns das einmal vor. Abgesehen davon, dass es eine sinnlose Arbeit ist, ist es auch eine stinklangweilige. Sonst hätte ich ja allenfalls noch Verständnis dafür ... Aber es handelt sich hier um vertrödelte Arbeitszeit, die massiv sinnvoller eingesetzt werden könnte. Was es bräuchte? Schlicht einen Hauch von Koordination. Von der einen staatlichen Hand zur anderen.

Als ich noch nach Bern pendelte, habe ich eines Tages intern nachgefragt, warum das so sei und ob nicht mit kleinem Aufwand die Daten von Uni und Personalämtern einander anpassbar wären, der Effizienz halber. Geht nicht, systembedingt, war die lapidare Antwort. Vor Jahren. Und es ist immer noch so. Systembedingt. Welche Ironie in Zeiten der Sparhysterie! Hinterfragen macht Sinn, finde ich.

Für einen schlanken Staat bin ich immer eingetreten, denn ich hasse unsinnige Abläufe, das Dümpeln in mittlerer Selbstzufriedenheit. Weil es eben ist wie es ist. Aber ja, so sichern sich auch Arbeitsplätze, es sind ja alle froh, wenn sie eine Lohnarbeit verrichten können, egal von welcher Qualität. Bemerkenswert aber ist, dass so ineffiziente Verwaltungsabläufe in bürgerlich dominierten Regierungen einen dermassen hohen Bestand haben, derweil munter bei Ökologie, Sozialem und Bildung der Sparstift gezogen wird. Nur in den eigenen Verwaltungseinheiten für Effizienz zu sorgen, scheint anspruchsvoller zu sein.

Persönlich habe ich mit einem gewissen Genuss diese Lappalie wohl letztmals über mich ergehen lassen.

 


Marlies Bänziger,
12.8.2015, 114. Jahrgang, Nr. 224.

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