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«Wandzeitung» vom 12.9.2015:

Werbung berührt!

Geld bleibt hier.

Seit bald drei Jahren pendle ich nach Schlieren. Ich parke das Velo in der Wartstrasse, spaziere durch die Unterführung und warte auf die S12. Das tägliche Pendeln beschert mir die Werbung in Bahnhofsnähe, es ist schwierig, den Werbebotschaften auszuweichen. Überall schreien mir Bilder und Aussagen entgegen, die meine Aufmerksamkeit fesseln wollen.

So auch diese rote Schweiz mit den Fünfliebern. «Geld bleibt hier.», steht fett geschrieben. Die Plakate erinnern an die Kampagne zu den Bilateralen oder an die grässliche «Ausschaffungsgeschichte», welche die Schweiz dermassen ins offside katapultiert hat. Oder geht es allenfalls um Fluchtgeld, das sicher in der Schweiz zu lagern sei, ganz zur Reichtumsmehrung unserer Volkswirtschaft? Irgendwie kommen die Plakate martial daher, ich denke sie in die rechtsbürgerliche Küche und mit der Aussage komme ich nicht klar. Mal sehen, was dann noch kommt, ist ja vermutlich nur der Auftakt, denke ich mir.

Bemerkenswert: Ein Ziel der Kampagne ist ganz offensichtlich erreicht, denn das Plakat verfolgt mich, die Aussage lässt mich ins Leere denken, das Layout finde ich schräg. Alles zusammen macht mich neugierig.

Ich setzte mich an den Compi und gebe die Plakataussage in die Suchmaschine ein. Siehe da: Eine website erscheint, die sich wiederum zu lesen lohnt. Zitat: «13 Milliarden kosten uns jährlich die Energie-Importe», (Erdöl, Uran etc.). Dieses Geld soll in der Schweiz bleiben. Dank erneuerbarer Energie und Effizienz profitiert das lokale Gewerbe. Arbeitsplätze werden gesichert; die Abhängigkeit vom Ausland sinkt.» Dann folgen drei datierte Medienmitteilungen. Aha, spannend, die ganze Geschichte. Mehr verrate ich nicht, denn ich hoffe natürlich, dass dieser Text ihre Aufmerksamkeit findet und auch sie die Seite besuchen. Ausserdem hoffe ich auf zusätzliche Plakate der Kampagne, auch wenn ich so eins nicht in meinem Garten aufstellen würde, wegen der Ästhetik, um nicht auf die Kürze in die falsche politische Ecke gedrängt zu werden von allfälligen funktionalen Analphabeten.

Der alte grüne Spruch kommt mir in den Sinn: «Global denken, lokal handeln.» Er ist mir noch immer Leitspruch, sei es bei den Einkäufen für das tägliche Leben oder auch bei grösseren Investitionen in meinem Haus. Ich öffne die Post, finde darin die Anmeldung für den Einmalbeitrag des Bundes an die geplante Photovoltaik-Anlage auf meinem Dach. Hach, das geht direkt einher mit dieser Plakatkampagne, ich liege goldrichtig. Rund 20 m2 Sonnenkollektoren kommen auf unser Hausdach. Ich freue mich riesig. Ich werde eigenen Strom produzieren, die Jahresleistung entspricht knapp der Hälfte des ganzen Hausverbrauchs! Klar produziere ich nicht immer dann, wenn der Strom auch gebraucht wird, aber das machen die AKWs auch nicht, deren Strom verpufft (so sie denn nicht notfallmässig abgeschaltet werden müssen) häufig im Nichts. Mein Sonnenstrom aber soll dazu genutzt werden, die Pumpspeicherseen zu füllen. Wenn viele mit mir gleich tun, wird sich die Technik entsprechend weiterentwickeln, die Forderungen der oben erwähnten Plakatkampagne werden erfüllt und ich bin voll mit dabei!


Marlies Bänziger,
12.9.2015, 114. Jahrgang, Nr. 255.

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Standpunkte:

14.9.2015, 15:35 Uhr.

Pierre-François Bocion schrieb:

Es ist Wahlkampf und mit geschickter roter Demagogie werden rechtsbürgerliche Kreise, die SVP und ihre politischen Taten mit Werbung und mit der Energiegewinnung auf dem eigenen Dach vermischt. Die Mediendemagogie des SP-Parteivorsitzenden in den letzten Jahren trägt ihre Früchte. Die Aussage: Mehr Freiheit weniger Staat ist wieder mit Leben zu erfüllen.


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