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«Wandzeitung» vom 12.12.2015:

Wieder einmal, aber anders:

Stromlücke der Swissgrid.

Kürzlich stand es als fette Schlagzeile in allen Medien: Uns droht diesen Winter eine echte Stromlücke. Gefahr ist im Verzug! Grund sind die beiden abgeschalteten Atomkraftwerke Beznau I und II, die, weil marode, immer wieder ein bisschen später zurück ans Netz gehen sollen. Das allein macht den Mangel nicht aus, denn wir leben gut und schon länger ohne diesen Atomstrom. Aber die Gewässer führen zu wenig Wasser, wegen des trockenen Sommers wohl auch als Folge des Klimawandels. Das heisst: weniger Wasserstrom. Und das im Winter! Mit all der Weihnachtsbeleuchtung und den Elektroheizungen und Boilern.

Es waren aber nicht die Kraftwerke, die dies verlauten liessen, es war die Netzbetreiberin Swissgrid. Swissgrid? Nebst dem Preis für den Strom bezahlen wir mit der Stromrechnung immer auch einen ansehnlichen Betrag dafür, dass der gekaufte Strom durch die Leitungen bis zu uns ins Haus fliessen darf. Eine Netznutzungsgebühr eigentlich. Bei mir ist diese Gebühr übrigens in aller Regel höher als der Betrag für den verbrauchten Strom, obwohl ich Gold und Silber beziehe.

Die Swissgrid gehört im Wesentlichen den Stromherstellern Axpo, Alpiq, BKW und Centralschweizerische Kraftwerke AG. Diese Kraftwerke wiederum sind aus den Kantonen ausgelagert, gehören aber uns, der Allgemeinheit. Swissgrid gehört also indi-indirekt uns allen.

Der Aufgabenbereich der Swissgrid ist im Geschäftsbericht folgendermassen zusammengefasst: «...beschäftigt Swissgrid über 400 qualifizierte Mitarbeitende aus 17 Nationen. Als Mitglied des europäischen Netzwerkes der Übertragungsnetzbetreiber ENTSO-E nimmt sie zudem Aufgaben im Bereich der Koordination und der Netznutzung im europäischen Stromaustausch wahr.»

Cool, wir sind mit Europa vernetzt, dann können wir ja einfach mehr Strom importieren, schliesslich gibt es massive Überkapazitäten. Lagern können wir den Strom in den Pumpspeicherkraftwerken. Geht leider nicht, meint Swissgrid, denn sie haben den Ausbau der dazu notwendigen Transformatoren verhängt. Warum wohl, frage ich mich, Stromhandel ist doch ein Milliardengeschäft! Doch es ist einleuchtend: Das für die Schweiz absolut notwendige Stromabkommen mit der EU kommt nicht vom Fleck. Weil die Verhandlungen blockiert sind, solange das von der EU gewünschte Rahmenabkommen nicht weiterentwickelt wird. Da werden sie hart bleiben, das war schon vor Jahren so. Weil das Stromabkommen nämlich für die Schweiz ausgesprochen zentral ist. Der EU hingegen ist es egal.

Das mögliche Rahmenabkommen mit der EU ist aber blockiert, wegen der Masseneinwanderungsinitiative, die das Schweizer Volk angenommen hat. Darum geht es aktuell um die Rettung der Bilateralen, bevor überhaupt das Gespräch über ein Rahmenabkommen aufgewärmt werden, geschweige denn ein Stromabkommen geschlossen werden kann. Da lobe ich mir die Zusammenarbeit mit Stadtwerk; die haben mir einen smartgridfähigen Wärmepumpenboiler an die Photovoltaikanlage angeschlossen, superkompetent übrigens. Fühlt sich ausgesprochen gut an, dieses Unabhängigkeitsgefühl. Soll doch die Stromknappheit ausbaden, wer bei der Initiative zugestimmt hat!


Marlies Bänziger,
12.12.2015, 114. Jahrgang, Nr. 346.

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