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«Wandzeitung» vom 11.5.2015:

Alltägliches:

Familienstellung.

Beim Bewältigen der Lebensaufgaben greifen wir oft zu Hilfsmitteln. Einige machen alles mit sich selber aus, fressen in sich hinein, schlucken oder verweigern Worte, Essen, Zuneigung. Um sich nicht in diverse Krankheitsbilder hineinzumanövrieren, suchen sich die Aktiven Begleitung. Da gibt es Coaches, Psychologen, Psychiater, etliche Berufsfelder. Einige Typen unter uns wollen Facts und Medikamente, andere finden eher auf spiritueller Ebene ihren Weg. Und für die Grautöne gibt es natürlich allerhand Mischformen.

Ich nahm an einer Familienstellung teil. Dort versucht man mittels Ahnenforschung seine Blockaden zu lösen. Wie erwartet war das eine extrem emotionale Erfahrung. Ich staunte über die vielen fremden Leute, die aus verschiedenen Schubladen schauten: Fragesteller, Begleiter, Stellvertreter, Beobachter, Schaulustige.

Wir sassen in einem Kreis, um uns wohlwollend miteinander zu verbinden. Auf dem heissen Stuhl erzählte ein Fragesteller sein Problem. Mit dem Begleiter wurden dann die Personen ermittelt, die gestellt werden sollten. Dann wurden Stellvertreter für die entsprechenden Familienmitglieder bestimmt, die Aufschluss leisten konnten für die Probleme des Fragestellers. Mittels Zettel, auf dem der jeweilige Namen stand, übernahm der Stellvertreter die Energie der gewünschten Person, indem sie es ungelesen einsteckte. Dann wurden die Stellvertreter von dem Fragesteller intuitiv in den Kreis geschoben.

Das Spiel begann. Die Personen bewegten sich oder blieben an der Stelle, je nach Eingebung. Der Begleiter fragte sie alle, ob es ihnen gut gehe und ob sie etwas zu sagen hätten. Meistens ergab sich vieles von selber. Mit den passenden Fragen dazu gab es erstaunliche Antworten. Verblüffende Situationen brachten einen zum Nachdenken, ob auch alles mit rechten Dingen zugehe. Zum Beispiel fühlte sich ein Mann erst wohl, als er am Boden liegen durfte, er war die Stellvertretung eines Toten. Eine Frau, die unbewusst für einen Mann die Rolle übernommen hatte, rieb sich ständig das Bein und klagte über Kälte. Sie suchte die Wärme einer anderen Person, die die Ehefrau verkörperte. Die Fragestellerin erklärte daraufhin, dass die Person in besagtem Bein extreme Durchblutungsstörung habe. Während eines Durchgangs wurde dann klar, wer welche Person verkörpert.

Es geht darum Friede zu finden, indem man um Vergebung bemüht ist. Dazu benötigt man unter Umständen die Hilfe der ganzen Ahnengalerie. Probleme werden oft an die Nachkommen weitergereicht. Die daraus entstehenden Blockaden verhindern die Entwicklung.

Nachdem alles aufgelöst war, schlossen die Teilnehmer einen Kreis, indem sie sich an den Händen hielten. Alle Zettel wurden in der Mitte abgelegt. Damit gab man die Energie zurück, die die Stellvertreter angenommen hatten. Der Fragesteller bedankte sich bei allen für die wertvolle Arbeit. Ich war nicht die Einzige, die heftig weinen musste. Mir wurde klar, warum es in der Runde etliche Leute gab, die richtiggehend süchtig geworden waren, vom Medium Familienstellung. Ich habe noch nie eine Gruppenveranstaltung erfahren, die von so viel Liebe, Mitgefühl und Anerkennung geprägt war.

 

 


Momo Appenzeller,
11.5.2015, 114. Jahrgang, Nr. 131.

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