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«Wandzeitung» vom 24.12.2015:

Wenn nicht nur die Weihnachtssterne leuchten:

«Mami, wo schlaft de Schmutzli?»

Heute, an Heiligabend, gibt es eigentlich nur ein Thema: Weihnachten und die ausklingende Adventszeit. Insbesondere für Winterthurerinnen und Winterthurer, denn unsere Stadt ist in dieser Zeit besonders schön. Durch Kinderaugen gesehen erscheinen einem diese Wochen noch einmal märchenhafter. Einige Erlebnisse einer jungen Mutter:

Wenn Ende November die Samichläuse unsere Stadt erobern und der Neumarkt in einem Lichtermeer erstrahlt, dann ist klar: Bald ist Weihnachten! Eltern erfreuen sich ob dem Glühwein, und Kinderaugen strahlen mit den bunten Lichtern um die Wette, wenn sie das kleine Karussell erspähen. Alle gemeinsam geniessen das erste Adventswochenende und tanzen mit den musizierenden Samichläusen. Aber: «Mami, wieso chömed die Samichläus mitem Töff? Und warum git’s meh als eine?» Nach anfänglichem Stocken ist die Geschichte vom modernen Samichlaus und von all seinen Helfern erfunden. Zum Glück.

«Mami, isch es no wyt? Ich mag nöd bis zmitzt in Wald laufe!» Es ist ein wunderbarer Samichlaustag, wir spazieren über den wahrhaftig goldenen Goldenberg. Und dann erscheint das Chlaus-Hüsli am Waldrand, ganz viele Kinder sind schon da. Nach dem zurückhaltenden ersten Besuch beim Samichlaus und der Besichtigung von Schlafplatz und Eselistall werden die Eltern wieder gefordert: «Wieso wohnt de Samichlaus nöd IM Wald? Und wo schlaft de Schmutzli?» Froh über einige Gedankenblitze und dankbar für die geleistete Fronarbeit vieler Helfer der Chlausgesellschaft spazieren wir heim.

Der Samichlaus bleibt aber noch etwas in Winterthur – bis gestern ist er im Rösslitram das Untertor hinauf und hinab gefahren. Auch meine Kleine durfte einmal mit. «Aber wieso ziehnd nöd Renntier em Samichlaus sys Tram?» Für einmal eine einfachere Frage. «In Winterthur wäre es für sie viel zu warm». Die Antwort schien überzeugend – obwohl wir froh sind um dicke Handschuhe und eine Mütze.

Je näher Weihnachten rücken, desto mehr meiden wir die Geschäfte. Nun können wir ohnehin nichts mehr beeinflussen – das Christchindli hat die Wunschliste abgeholt und meint es hoffentlich gut. Aber in die Stadt zieht es uns doch immer wieder, sobald es dämmert. Die Weihnachtsbeleuchtung ist einfach ein Traum. Wir biegen von der Märtgass in den Graben und wollen einen Kaffee trinken gehen. Aber vorher muss noch eine Frage beantwortet werden: „Mami, das sind anderi Sterne! Wieso?“

Diese Erlebnisse zeigen: Kinder legen einen erstaunlichen Realitätssinn und gleichzeitig so wunderbare Phantasie und Kreativität an den Tag. Beides brauchen wir auch in der Politik, um gute Lösungen zu entwickeln. Herausforderungen haben wir in Winterthur genug – denken wir nur an die Stadtfinanzen, die Kulturdebatte oder die Stadtentwicklung insbesondere rund um den Bahnhof. Darüber schreibe ich im neuen Jahr wieder. In diesem Sinne: Frohe Weihnachten und einen wunderbaren Jahreswechsel!


Carola Etter-Gick,
24.12.2015, 114. Jahrgang, Nr. 358.

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