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«Wandzeitung» vom 17.6.2014:

Wenn alles möglich ist:

Jetzt sind wir dran.

Verschieden Szenarien sind möglich. Der Blick vom Schlafzimmerfenster eines kleinen Hauses im bernischen Jura auf einen kleinen Bach, der aber vom Bett nicht zu sehen ist, sondern nur die hellgrünen Blätter der umliegenden Bäume, lässt ebenso glauben, dass man sich in einer Hütte weit weg in einem südamerikanischen Urwald befindet. Dass kleine Äffchen sich von Baum zu Baum schwingen, während vielerlei Tiere ihre Laute von sich geben. Ich höre Vögel, mannigfaltige Gesänge. Sie kommunizieren, singen, klingen fröhlich. Es würde mich nicht erstaunen, führten in diesem jurassischen Gebiet ganz andere Wesen ihr Eigenleben: Feen, Elfen, ein ganzes Völklein, das sich am Rand des Flusses in der Nähe der mit Moos überwachsenen Steinen tummelt. Wäre nur logisch bei diesen lustigen Klängen, die alles dominieren.

Die diesjährige Geburtstagsfeier einer Freundin im Garten ist an einem heissen Tag. Es ist so heiss, dass ich die Sandalen abziehe, um das Gras und die Kieselsteine unter meinen Fusssohlen zu spüren und die Kinder um Erlaubnis bitte, auch einen Moment lang in ihrem runden Plastikpool herumzuwaten.

Wir erinnern uns. So grün ist Winterthur! Auf dem Weg zum Bahnhof nehme ich einen süssen Duft wahr. Die Heckenrosen! Keine Pflanze erinnert mich so an meine Kindheit wie diese. Die roten und gelben Kräne, die ich von meinem Balkon in Oberwinterthur sehe, bilden lustige Farbtupfer in der Landschaft. Auch um mein Zuhause pfeifen die Vögel. Alles lebt. Jetzt, wo ich bei offenem Fenster schlafe, höre ich nachts und morgens Tierstimmen. Ich wohne weit oben, da hört sich alles anders, deutlicher an als unten. Der Hahn kräht oft schon vor Mitternacht. Ich könnte in diesem Moment gradeso gut in einem tropischen Land sein, die Geräuschkulisse ist sehr ähnlich. Die beiden Kerzen auf meinem Kerzenständer am Küchentisch haben sich schon lange der Kraft der Sonne gebeugt. Sie zeigen nun nach unten und ich lasse sie so. Ich habe den Kerzenständer nur umgestellt, so dass ich die Kerzen nun im Visier haben. Wie Stierhörner beugen sie sich Richtung Tischfläche. Lustig.

Auf dem Gras liegen - stundenlang. In den Himmel schauen, wie früher als Kind. Die Baumkronen betrachten. In den kalten Bach runtersteigen, die kantigen Steine tun weh. Erst beim Wieder-oben-Sein fühlen sich die Fusssohlen wunderbar massiert an. Die Vorfreude auf das Bad im See! Und ja, dieses Jahr geht es ans Meer! Die Gesichtsmuskeln sind entspannter, die Leute werden brauner. Letztlich auf meinem Heimweg im Zug: Halt im Bahnhof Zürich. Es ist ein warmer Tag. Ich staune darüber, dass die Mehrheit der Menschen, die auf dem Perron stehen, dunkel angezogen sind. Wie lange es wohl geht, bis es farbiger wird? Bis immer mehr deinem Zauber erliegen und sich dir hingeben?

Sommer, du bist da. Endlich! Wir Sommerkinder freuen uns enorm. Und müssen lachen ab Mitmenschen, die halb ernst sagen, Temperaturen über 18° seien reine Energieverschwendung. Jetzt sind wir dran.


Rosmarie Schoop,
17.6.2014, 113. Jahrgang, Nr. 12.

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