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«Wandzeitung» vom 16.1.2015:

Mit Vorsicht zu geniessen:

Annäherung Kuba – USA.

Am 17. Dezember 2014 verkündeten Kubas Präsident Raúl Castro und US-Präsident Barack Obama die Annäherung der beiden Länder. Nicht nur die Staatsoberhäupter links regierter lateinamerikanischer Länder wie Bolivien und Ecuador äusserten sich begeistert darüber. Auch Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos hatte nur lobende Worte übrig, und Argentiniens Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner meinte, dass der Stolz und die Würde des kubanischen Volkes angemessen geehrt werden müssten und schlug vor, den 17. Dezember zum «Tag der Völker, die sich nicht unterwerfen lassen» zu erklären.

Vor über 50 Jahren verhängten die USA ein Embargo über Kuba. Damit versuchte Goliath, den kleinen David in die Knie zu zwingen. Denn am 1. Januar 1959 triumphierte die Revolution auf der Zuckerinsel und Fidel Castro kam an die Macht. Zwei Jahre später erklärte Fidel Kuba als sozialistisch, um das Land vom feindlichen Gebahren der USA abzugrenzen. Und nun nähern sich Kuba und die USA nach über 50 Jahren Eiszeit also wieder an. Barack Obama sagte am 17. Dezember 2014, die Isolation Kubas habe nicht funktioniert. Was die Frage aufwirft, auf welchem anderen Weg die USA wohl planen, einen Systemwechsel auf der Insel herbeizuführen. Raúl Castro meinte zu diesem Thema, Kuba habe nie von den USA verlangt, ihr politisches System zu ändern. Deshalb erwarte Kuba, dass das Ihrige respektiert wird.

Am 1. Januar 2015 wurde auf Kuba nicht nur der 56. Jahrestag der Revolution und die Begrüssung des neuen Jahres gefeiert, sondern auch die Rückkehr der letzten drei der in den USA genannten Cuban Five. Auch diese Rückkehr war am 17. Dezember 2014 angekündigt worden. Weshalb die drei kubanischen Informanten, die 1998 in Miami verhaftet wurden, weil sie verdeckt ermittelten, um Anschläge gegen Menschen und Einrichtungen in ihrer Heimat zu verhindern, nach Kuba zurückkehren konnten, ist nicht ganz klar. War es dank des jahrelangen Drucks der internationalen Solidaritätsbewegung – auch die Vereinigung Schweiz-Kuba engagierte sich stark –, war es die Berichterstattung der «New York Times» ab Oktober 2014, die Druck ausübte auf die US-Regierung, war es «nur» die im Gegenzug erfolgte Freilassung des US-Spions Alan Gross? Auf jeden Fall hat diese Freilassung einen grossen Symbolwert für das kubanische Volk: Endlich hat das Recht über das Unrecht gesiegt, und das vor Jahren zum ersten Mal von Fidel geäusserte «Volverán» – sie werden zurückkehren –, das auf Kuba wohl noch immer an Hauswänden und Schildern prangert, wurde Wirklichkeit.

Das kubanische Volk hofft, dass es bald aufwärts geht mit der einheimischen Wirtschaft und sich dies dann auch im eigenen Portemonnaie niederschlägt. Laut «New York Times» werden die USA Kuba als Erstes von der Liste der den Terrorismus fördernden Staaten, der sogenannten Schurkenliste, streichen. Wann das US-Gefangenenlager Guantánamo aufgelöst und die Blockade beendet wird und unter welchen Bedingungen die USA dies veranlassen würde, steht in den Sternen. Auf jeden Fall finden die ersten Gespräche zwischen den VertreterInnen der US- und der kubanischen Regierung am 21. Januar 2015 in Havanna statt.


Rosmarie Schoop,
16.1.2015, 114. Jahrgang, Nr. 16.

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Standpunkte:

19.1.2015, 22:46 Uhr.

Veronika Herzig Cissokho schrieb:

Was die fünf während über 15 Jahren in den USA eingekerkerten kubanischen Informanten betrifft, herrschte grosses Stillschweigen in den hiesigen Medien. Die Vereinigung Schweiz-Cuba organisierte Mahnwachen, Info-Anlässe – keiner der eingeladenen Journalisten hat sich je blicken lassen. Nie wurde über Isolationshaft, Schauprozess, menschenunwürdige – von Amnesty International kritisierte – Behandlung der Fünf berichtet. Auch jetzt, nach Freilassung der Fünf, ergehen sich unsere Medien in Spekulationsn über eine «Öffnung» des sozialistischen Landes, seine Annäherung an «den Westen». So wie ich den Jubel der kubanischen Bevölkerung verstanden habe, galt er aber in erster Linie der Rückkehr ihrer als Helden gefeierten Bürger Antonio Guerrero, Gerardo Hernández – zu zweimal ebenslänglich plus 15 Jahre verurteilt – Ramón Labañino, René González und Fernando González.


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