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«Wandzeitung» vom 16.3.2015:

Verkehrte Welt in Buenos Aires:

Sommerschlussverkauf im März.

Seit gestern früh bin ich in Buenos Aires. Beim Landeanflug fielen mir die vielen weissen einstöckigen Gebäude auf und das viele Grün. Am Flughafen und auf dem Weg zu meiner Unterkunft stellte ich fest, dass hier nicht alle Menschen weiss und gross gewachsen sind, wie ich es mir vorstellte. Die Argentinier sollen ja alle "vom Schiff" abstammen, so haben unzählige Italienerinnen und Italiener hier eine neue Heimat gefunden. Zu meinem Erstaunen begegnen mir hier viele Dunkelhäutige. Carlos hingegen, mein Gastgeber, entspricht dem Bild, das ich von den Argentiniern hatte.

Nachdem ich mich einquartiert und geduscht hatte, machte ich mich auf, die Gegend etwas zu erkundigen, aber in erster Linie, Lebensmittel und Wasser einzukaufen. Dies war eigentlich die Motivation, überhaupt rauszugehen. Denn es ist wirklich verwirrend, "plötzlich" an einem Ort fern der Heimat zu sein. Am liebsten möchte man einfach nur warten, bis auch die Seele vollends angekommen ist, statt nur den Körper spazieren zu führen. Zurück zu Carlos: Wie gesagt ist er mein Gastgeber. Ich kenne ihn seit einigen Stunden, auf airbnb.com habe ich mein Zimmer reserviert, einen Tag vor meinem Abflug. Da ich länger brauchte als angenommen, um vom Flughafen zu meiner Unterkunft zu fahren, es waren knapp drei Stunden, beauftragte Carlos einen Freund von ihm, in der Wohnung auf mich zu warten. Diego überreichte mir meine Schlüssel und verabschiedete sich. Nun war ich alleine und in medias res! In einer bewohnten Wohnung, T-Shirts hingen zum Trocknen herum, ansonsten alles sehr aufgeräumt. Auf dem Wohnzimmertisch Willkommensworte von Carlos, die WiFi-Zugangsdaten und auf meinem Bett zwei Badetücher.

Wie bereits geschrieben, ging ich also am frühen Nachmittag aus der Wohnung und wieder erschlug mich die Hitze. Schon am Flughafen hatte mich schon um 9 Uhr morgens das feucht-heisse Wetter überrascht. Hochsommer! Viele junge Frauen spazieren auch hier in Hot Pants umher, andere Frauen tragen Sommerkleidchen, allesamt sind sie wunderbar gebräunt, weil sie wohl erst vor Kurzem aus ihren Sommerferien zurückgekehrt sind. Verkehrte Welt! Im Alto Palermo Shopping, einem Einkaufszenter, suchte ich eigentlich einen Lebensmittelladen, traf aber nur auf Boutiquen und auf trotz Sommerausverkauf horrende Preise – man sagt, die Argentinier können im eigenen Land keine Kleider kaufen.

Ich ging aus dem Zenter und entdeckte in der Nähe einen Carrefour, wo ich mich mit dem Wichtigsten eindeckte. Dann war ich geschafft, ging nach Hause, legte mich hin und schlief ein. Bis ich irgendwie realisierte, dass jemand reinkommen wollte. Carlos! Nun, nachdem wir schon einiges übereinander wissen, stelle ich zufrieden fest, dass mich mein Instinkt an den richtigen Ort geführt hat, zum richtigen Menschen. Ich wundere mich irgendwie selber, dass ich mich in Carlos' Wohnung wohl und aufgehoben fühle, nicht fremd. Und dies dank des World Wide Web. Und natürlich dank des eigenen Instinkts, der einen (meistens) an den richtigen Ort führt.

 

 

 


Rosmarie Schoop,
16.3.2015, 114. Jahrgang, Nr. 75.

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