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«Wandzeitung» vom 16.11.2015:

Mehr als Glück? Gedanken und Tatsachen über ein Glücksspiel:

Schweizer Lotto macht viele an.

Es ist unbestritten: Lotto spielen und den Jackpot zu knacken, ist hierzulande gesellschaftsfähig. So wird Lotto quer durch alle erdenklichen Gesellschaftsschichten gespielt. Von Büezern, Akademikern, kaufmännischen Angestellten et cetera. Und von Jung und Alt. Der jüngste Gewinner von Swisslos war 23, der älteste 92 Jahre alt.

Swisslos verschickt allen Gewinnerinnen und Gewinnern von mindestens einer halben Million Franken einen Fragebogen. Die Hälfte komme ausgefüllt zurück, dazu nachfolgend Interessantes: Mehrheitlich kreuzen die regelmässigen Spielenden, die gewonnen haben, ihre immer gleichen Zahlen an, die auf Geburtstage, Hochzeit, Jahrgänge und andere für den Spieler wichtige Zahlen zurückzuführen sind. Andere gewinnen schon mit einem sogenannten Quicktipp auf Anhieb. Dabei werden die sechs Zahlen und die Glückszahl vom System generiert – einfach die Kioskfrau um einen Quicktipp bitten! Auf der Webseite von Swisslos kann man auch Statistiken studieren, zum Beispiel die Ziehungshäufigkeit der Zahlen, und so mit System spielen. Man bekommt sogar einen Tipp, der sich aus den Zahlen zusammensetzt, die am längsten nicht mehr gezogen worden sind.

Auch ich spiele regelmässig Lotto, aber erst wenn mindestens drei Millionen Franken im Jackpot sind, und die Zahlen kommen dann aus dem Bauch heraus. Dieses Jahr hatte ich dreimal drei Richtige, einmal vier Richtige und einmal drei Richtige samt Glückszahl. Ja, es heisst heute nicht mehr Zusatzzahl, sondern Glückszahl. Wenn ich einen kleinen Gewinn erziele, freue ich mich zwar und fühle mich bestätigt, dass ich eine gute intuitive Phase habe, aber ich visiere natürlich den Jackpot an.

Fast alle Gewinner halten im besagten Fragebogen fest, dass sie weiterspielen werden, nur sehr wenige finden, dass sie das Glück «schon zu sehr strapaziert» hätten, wie Willy Mesmer, Mediensprecher von Swisslos, schreibt. Die Mehrheit der Gewinnenden habe eine abgeschlossene Berufsausbildung, die Akademiker seien gut vertreten, aber in der Minderheit. Zwei Drittel der Gewinner sind Männer, ein Drittel Frauen.

Bleibt die Frage, ob man einfach nur Glück hat, wenn man gewinnt. Oder ob es aus irgendeinem Grunde so bestimmt ist. Schon als junger Mensch beschäftigte mich die Schicksalsfrage. So stürzte ich mich auf den Roman «The Bridge of San Luis Ray» von Thornton Wilder. Eine Hängebrücke reisst und eine Gruppe Menschen, die einander nicht kennen, stürzt in den Tod. Ein Mönch beobachtet das Unglück. Ihn quält die Frage, ob dies so sein musste, ob es vorbestimmt war, dass die Unbekannten auf dieser Brücke in der Nähe von Lima zusammen in den Tod stürzten. Akribisch stellt er Nachforschungen an zu jedem der einzelnen Leben, die im Kollektiv ausgelöscht wurden. Wie das Buch ausging, weiss ich nicht mehr. Wahrscheinlich war es Schicksal. Ich glaube, dass auch ein grosser Lotto-Gewinn vorbestimmt ist und irgendwie zum Lebensverlauf des jeweiligen Individuums passt.

Natürlich würde ich mich sehr freuen, Willy Mesmer bald wieder telefonisch zu hören. Das wäre dann, wenn ich den Jackpot gewonnen habe. Gerne schicke ich auch umgehend den ausgefüllten Fragebogen zurück.

 


Rosmarie Schoop,
16.11.2015, 114. Jahrgang, Nr. 320.

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