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«Wandzeitung» vom 30.1.2015:

Der Imam des Islamisch-Bosnischen Zentrums Schlieren, Sakib Halilovic, ist ein Versöhner:

Zwei weise Seelen tauschen sich aus.

Sakib Halilovic, hat sich im «Tages-Anzeiger» vom 14. Januar mit Redaktor Thomas Widmer über den Terror in Paris unterhalten: in wohltuend versöhnlichen Worten. Da haben sich zwei empathische Seelen zum Gespräch getroffen. Und das ist genau das, was wir bestürzten Menschen in dieser brutalen und irritierenden Zeit dringend brauchen. Der Geistliche ist auch geschockt, dass Muslime auf diese Art Terror ausüben, und er fragt sich, ob es diesen fehlbaren Glaubensbrüdern überhaupt klar ist, was sie tun. Er hält ihrer Gewalt entgegen, dass jemand, der einen unschuldigen Menschen tötet, die ganze Menschheit tötet, indes vergisst, dass der Retter eines unschuldigen Menschen, die ganze Menschheit erlöst. Der Koran enthält das Bewusstsein für verschiedene Kulturen, Religionen und Völker. Würde der Imam einen Gewalttäter fragen, unter welchen Umständen im Islam Selbstjustiz erlaubt wäre, gäbe er zur Antwort: Unter keinen Umständen! Aus theologischer Sicht dürfte allein Gott richten. Auf Erden anerkennt der Islam aber selbstverständlich auch den Staat und dessen Rechtswesen. Die Untaten von Paris sind unislamisch! Halilovic will sich nicht mit dem Motiv «kämpft gegen die Ungläubigen und tötet sie» auseinandersetzen, weil es sich auf eine Zeit bezieht, als der Prophet Mohammed in kriegerische Differenzen verwickelt war. Aber er befürwortet, dass alle Menschen den Koran lesen dürfen. Er selbst zieht bei der Lektüre flankierende Literatur bei, um das All, die Natur, den Menschen und sein Wesen besser zu verstehen. Seine Lieblingsstelle ist in der Sura «Luqman», dem 31. Kapitel: «O mein lieber Sohn, bete, gebiete das Rechte, verbiete das Verwerfliche und ertrage standhaft, was dich trifft.» Er liest täglich im Koran, weil er nichts vergessen und im Gebet alles nutzen will. Gemäss Mohammed bekommt ein Muslim dafür göttliche Wohltaten.

Vermutlich läuft die Radikalisierung von Muslimen zu 90 Prozent ennet der Moscheen. Im Vergleich dazu sind zwielichte Gotteshäuser relativ problemlos. Im Internet entdeckte Halilovic radikale Prediger, die unendlich einfache Weltbilder präsentieren: Schwarzweissbotschaften. Krass, dass die Islamfeindlichkeit zunimmt. Die Menschen verbinden mit diesem Glauben erstaunlich viel Negatives. Aber immerhin gibt es in der Schweiz keine gewaltigen und gewalttätigen Islamprobleme.

Wenn hierzulande ein muslimisches Mädchen nicht am Schulschwimmen teilnehmen darf, dann ist das ein kleines Ding. Denn hier leben wir doch in einer Art Paradies. Das Leben und der Alltag funktionieren. Doch ein Taxichauffeur aus Nürnberg sagt zum Seelenhirten: Viele seiner Kollegen seien Muslime, alles gute Leute, doch er wisse nicht wirklich, ob sie Terroristen seien. Womöglich denke dieser Mann auch, dieser Imam sei nett, aber er wisse dennoch nicht, ob er eines Tages mit der Kalaschnikov und mit Bomben kommt. Woher nur kommt dieses belastende Misstrauen?

Wir leben in einer globalisierten Welt. Doch Europa schaut angstvoll auf Afghanistan, den Irak, die arabische Region, und es bestraft die hiesigen Muslime für die Missstände dort. Was können denn die Muslime aus Schlieren für den Bürgerkrieg in Syrien?


Guido Blumer,
30.1.2015, 114. Jahrgang, Nr. 30.

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