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«Wandzeitung» vom 31.7.2015:

Eine kreative Übung à la SRF für Winterthurs Stadtregierung:

Blind Date.

Die aktuelle Serie «Blind Date» auf SRF finde ich inspirierend. Die Idee, zwei Persönlichkeiten unvorbereitet aufeinander loszulassen, klingt riskant, aber spannend. Es lässt sich nur erahnen oder erhoffen, wohin das Gespräch führt. So auch beim Treffen der Frauenrechtlerin Julia Onken und des Satirikers Andreas Thiel – beide provokativ unterwegs in ihrem Fach. Es verbindet sie nicht viel, eines aber bestimmt: Ihre Kritik an Aspekten des Islam. Und so mündete das Gespräch nicht in eine Explosion der Provokationen, sondern in eine Auseinandersetzung über Meinungsfreiheit und Zivilcourage. So mag ich sie, die Gespräche über gesellschaftlich relevante Themen: Sie geben Denkanstösse.

Ich stelle mir nun die Blind Date-Serie auf dem politischen Winterthurer Parkett vor – aus Platzgründen beschränke ich mich auf ein paar Stadtratsmitglieder. Das Ziel: Inspirierende Gespräche, die vielleicht sogar Winterthur weiterbringen.

Sozialvorsteher Nicolas Galladé würde ich mit Friedensnobelpreisträger Muhamad Yunus zusammenbringen, der indischen Müttern mit Mikrokrediten zur eigenständigen Existenz und im Endeffekt auch seinem Land zu mehr Wohlstand verhilft. Galladé könnte dazu inspiriert werden, in Winterthur dasselbe zu tun. Frauen bekommen einen Kredit, machen sich selbstständig, ernähren ihre Familien, tragen zur Reduktion der Sozialkosten und damit zum Wohlstand Winterthurs bei.

Barbara Günthard, Garantin für Ruhe und Ordnung, wäre eine Zusammenkunft mit Rocklegende Chris von Rohr zu empfehlen. «Meh Dräck» kann einer Stadt auch den einzigartigen Charakter verleihen. Allein ein paar werbewirksame Aushänge im Riesenformat anstelle eines restriktiven Plakatverbotes für kulturelle Perlen unserer Stadt wäre ein Anfang, und nicht mal schmutzig ...

Stefan Fritschi könnte dem schwedischen Ikea-Gründer Ingvar Kamprad die eine oder andere Idee abluchsen, wie man noch günstiger zu Schulhausprovisorien kommt. Kamprad zeigte es der Uno mit seinen Flüchtlings-Selbstbauhütten bereits vor.

Yvonne Beutler verfügt als Finanzstadträtin mit Sicherheit über ein gutes Verhandlungsgeschick. Wenn sie nur einmal die Möglichkeit hätte, mit dem ehemaligen, schwerreichen Novartis-Boss Daniel Vasella ins Gespräch zu kommen. Könnte sie ihn von einer kräftigen Pharma-Finanzrosskurspritze überzeugen, die Winterthur wirtschaftlich gesunden liesse?

Stadtpräsident Michael Künzle hat Humor, er zeigt ihn nur nicht immer. Für ihn wäre ein inspirierendes Gespräch mit Slam-Poetin und Heimweh-Winterthurerin Lara Stoll verhältnismässig einfach zu organisieren. Sie könnte ihm den einen oder anderen Tipp mit auf den Weg geben, wie auf provokative Artikel über B-Städte mit Augenzwinkern souverän reagiert werden kann.

Blind Dates wie diese böten bestimmt genügend Denkanstösse über die sonst themenarmen Sommermonate. Und ja: Winterthur wäre im Sinne kreativer Problemlösungs-Massnahmen wieder einmal als gutes Beispiel in aller Munde.

 


Karin Landolt,
31.7.2015, 114. Jahrgang, Nr. 212.

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