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«Wandzeitung» vom 28.12.2015:

Nachlese zur Geschichtenauswahl für den Adventsbus:

Was passt zu Weihnachten?

Einen vergnüglichen Samstagnachmittag lang haben wir, eine siebenköpfige Jury, 33 eingesandte Advents- und Weihnachtsgeschichten besprochen auf ihre Eignung hin, im Adventsbus einerseits Kindern, andererseits Jugendlichen und Erwachsenen vorgelesen zu werden. Eines der Kriterien hiess: Passt die Geschichte atmosphärisch zur Advents- und Weihnachtszeit?

Ja, was passt zu Advent und Weihnachten? Da fallen uns bestimmt ganz viele Gegebenheiten ein wie Kerzen, Tannenzweige, Christbäume, Geschenke, Marktstände, der Duft von Guetslis, Punsch und Glühwein, Glitzerdekorationen, Schnee und Winterstimmung, warmes Licht in der Dunkelheit, Krippenfiguren und biblische Gestalten. Solche Szenarien mit den hier beschriebenen Ausstattungselementen sind in den eingereichten Geschichten natürlich oft vorgekommen. Aber es hat auch einige Texte gegeben, die nicht direkt den äusseren Vorweihnachtszauber ausgemalt haben. Trotzdem habe ich sie als weihnächtlich empfunden. Warum? Weil sie inhaltlich zu Weihnachten passen. Was meine ich damit? Es gibt für mich zwei Merkmale in Erzählungen, die den inneren Sinn des Weihnachtsgeheimnisses zum Ausdruck bringen. Zum einen sind es Geschichten, in denen das Bedeutungsloseste, Kleinste, Verachtetste ins Zentrum rückt. So haben wir einen Beitrag bekommen, der Möbelstücke auf dem Estrich schildert, die miteinander streiten, welches das wertvollste sei. Der Stubenwagen kommt am schlechtesten weg. Als alle diese nicht mehr gebrauchten Gegenstände vor dem Haus landen zur Entsorgung im Sperrmüll, sehen sie ängstlich ihrer Vernichtung entgegen. Doch noch vor dem endgültigen Abtransport entdeckt ein junges Paar den Stubenwagen und nimmt ihn nach Hause. Dort wird er aufpoliert und dient wieder für ein Baby. Am Schluss steht der Stubenwagen sogar in der Weihnachtsstube der glücklichen Familie. Aber für mich ist nicht dieses Ende das, was der Story den stärksten Festbezug gibt, sondern die Aufwertung des Randständigen. Das entspricht dem, was das Christkind Neues in die Welt bringen will.

Zum anderen muss sich für mich in gelungenen weihnächtlichen Geschichten die Liebe gegen alle Gleichgültigkeit und Feindseligkeit, gegen alle Herzenskälte und Beziehungslosigkeit, gegen die Einsamkeit und das Gefühl des Verlassenseins durchsetzen. Auch dafür haben wir ein schönes Beispiel von einer 13-jährigen Nachwuchsautorin erhalten. Sie beschreibt ihr Familienleben als ein unerfreuliches Nebeneinander-Wohnen, das man eigentlich gar nicht Familien nennen kann. Aber durch den zufälligen Fund eines kleinen Kätzchens bekommen die Familienmitglieder wieder einen Draht zueinander, und jede und jeder erfährt auf ihre oder seine Art ein bisschen Glück mit dem herzigen Büsi – grad rechtzeitig auf Weihnachten hin. Doch wirklich weihnächtlich wird’s in der Geschichte nicht wegen des Zeitpunktes, sondern wegen der herzlichen Beziehungen, die wieder erwachen. Dafür steht die Botschaft des neugeborenen Kindes von Bethlehem.

Weihnachten ist nicht einfach am 25. Dezember. Weihnachten ist immer dann, wenn das Kleine gross wird und in der oft lieblosen Welt in einem Winkel Liebe einkehrt.

 

 


Hugo Gehring,
28.12.2015, 114. Jahrgang, Nr. 362.

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Standpunkte:

29.12.2015, 10:25 Uhr.

Herbert Danzer schrieb:

Einer meiner Lieblingstexte zum Thema «Ostern», ein Dramolett Schopenhauers:
Arthur Schopenhauer: «Gespräch Anno 33»
A Wissen Sie schon das Neueste?
B Nein, was ist passiert?
A Die Welt ist erlöst!
B Was Sie sagen!
A Ja, der Liebe Gott hat Menschengestalt angenommen und sich in Jerusalem hinrichten lassen: dadurch ist nun die Welt erlöst und der Teufel geprellt.
B Ei, das ist ja ganz scharmant.


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