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«Wandzeitung» vom 30.4.2015:

Die kulturelle Vielfalt und die Lebensqualität der Stadt Winterthur:

Krasse Inflation des Kulturbegriffs.

Das Finanzloch in der Stadtkasse von Winterthur verlangte unangenehme Entscheide, die schmerzen, aber die womöglich nötig waren. So wurden auch die Beiträge für kulturellen Einrichtungen und Veranstaltungen gekürzt. Damit müssen wir uns nun abfinden, ob wir Befürworter oder Gegner der Sparmassnahmen sind. Doch was ich bemängle, ist Eure Definition von Kultur. Und dabei kann man Euch kaum einen Vorwurf machen, hat doch in den letzten Jahren eine krasse Inflation des Kulturbegriffs stattgefunden. Seit da ist alles Kultur, egal ob Essenskultur, Verhaltenskultur oder Subkultur. Wer kann da schon ein klares Verständnis des Begriffes haben, wenn sich selbst Experten uneinig sind?

Wenn ich von aussen die Vergabe der Gelder im Kulturbereich ansehe, stelle ich jedoch fest, dass Ihr Winterthurer Politiker stark von einem normativen Kulturbegriff ausgeht. Dabei handelt es sich beim normativen Kulturbegriff lediglich um die Hochkultur, also berühmte Werke von angesehenen Künstlern. Und so subventioniert die Stadt Winterthur vor allem die grossen Kulturstätten, wie das Fotomuseum oder das Gewerbemuseum, mit grösseren finanziellen Subventionen.

Doch nicht nur das ist Kultur. Denn zur Kultur zählen nicht nur materielle Ausdrucksformen, sondern auch soziale Institutionen, mentale Dispositionen Glaubens-, Lebens- und Wissensformen, die das Hervorbringen von Kultur überhaupt erst ermöglichen. Es ist diese Definition von Kultur, welche durch ihre feinen Wurzeln in das Geflecht einer Stadt eindringt und sie zu einer bewohnbaren Oase macht. Winterthur kann von Glück reden, dass die Stadt so viele engagierte Bewohner besitzt, die durch Eigeninitiative und viel Engagement eigene Projekte aufziehen, die auch für die Vertretung jener anderen Kultur sorgen. Doch ist es unfair diese Verantwortung so einfach auf ihre Schultern abzuwälzen. Deswegen solltet Ihr bei der nächsten Kulturgüterverteilung diese Eure Definition von Kultur doch noch einmal überdenken und überlegen, ob Ihr weiterhin hauptsächlich Prestigeobjekte mit grossen finanziellen Mitteln unterstützt oder nicht doch lieber auch vermehrt kleinere Projekte. Sie mögen vermutlich nicht das Auge der Weltöffentlichkeit auf Winterthur zu lenken. Aber sie sind wichtig für den Austausch, die kulturelle Vielfalt und die Lebensqualität der Stadt Winterthur.

 

 

 


Basil Dubach,
30.4.2015, 114. Jahrgang, Nr. 120.

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Standpunkte:

1.5.2015, 16:07 Uhr.

Herbert Danzer schrieb:

Ein Appell, den man auch an Politiker anderer Städte (in anderen Ländern) richten könnte und der nicht ungehört verhallen sollte!


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