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«Wandzeitung» vom 30.10.2015:

Dies ist mein erster und auch letzter Bericht für dieses Forum:

Liebe Leute.

Ich wollte anfangs engagiert berichten, meine politische Sicht der Dinge beschreiben, persönliche Gedanken mitteilen. Meine krankheitsbedingte Lähmung mit dreimonatigen stationärem Aufenthalt in einer Klinik kam dazwischen; dadurch wurde Bisheriges hinterfragt und teilweise neu geordnet. Es machte mich gelassener. Der Klinikaufenthalt und das gezwungenermassen Zusammenleben und Zusammentreffen mit LeidensgenossInnen lässt doch so manches über das Leben hinterfragen. Schicksal im Kleinen. Ich war Zeit meines bewussten Lebens Pazifist. Als Zürcher Knabe schoss ich einmalig beim Knabenschiessen die Kugeln mittels Sturmgewehr auf die Scheibe. In Erinnerung ist mir der starke Rückschlag auf die Schulter geblieben und der harte, kalte Knall. Schützenkönig wurde ich damals nicht. Ich bin also jung Pazifist geworden; keine Schusswaffen, kein Krieg, kein Militär. Meine 25-jährige Erfahrung als Firmeninhaber sucht immer das Gute bei den MitarbeiterInnen und Lehrlingen und gibt auch Chancen. Natürlich sollen meine Vorstellungen und Versprechungen gegenüber den Kunden umgesetzt werden. Wenn es nicht passt, kommt die Trennung, meist im Guten, bei MitarbeiterInnen sowohl auch Kunden; beide Seiten gehen ihren Weg. Leben und leben lassen. Da war ich schon immer gelassen. Meine aktive politische Erfahrung diesbezüglich war komplexer; da wird integriert, ellegebögelt und ignoriert. Meine Person nicht ausgenommen. Das gehört zum Spiel. Ich bin heute verwundert, wie ich das aktiv 20 Jahre auf regionaler Ebene mitbetrieben habe. Meine pazifistische Grundeinstellung blieb da auf der Strecke, es ging um den Kampf für «die Sache», es ging aber auch um persönliches Weiterkommen. In der Politik haben Worte Macht, aber es geht nicht mehr ums Wort. Auf gut Deutsch gesagt: Gute Schnurris kommen weiter. Die meisten Parteien und meine sozial und demokratische Partei hat es scheinbar kaum mitbekommen: Grosse Schicksale erleben wir an den europäischen Grenzen. Kriegsflüchtlinge wollen nach Europa. Familien aber vorwiegend auch junge Männer suchen den Ausweg mit der Flucht aus den umkämpften Regionen. Verständlich. Noch nie war für mich das Thema Flucht aus fremden Ländern so nah und eindrücklich wie heute. Die Medien berichten mit entsprechenden Bildern, mit brennenden Asylheimen, aber auch mit demonstrierenden Massen. Bei uns mit kräftigem Zulauf der Schweizerischen Volkspartei. Volkspartei? Die Exponenten reden oft als «Vertreter» des Volkes, vergessen aber bewusst dabei, dass 70 Prozent des Volkes nicht für diese Blender stimmen wird. Das gibt mir Hoffnung. Als Pazifist und Gelassener fröne ich ohne wenn und aber der Vorstellung, dass alle Menschen da leben sollen, wo sie möchten und das machen sollen, was sie glücklich macht. So einfach ist das Leben.


Urs Böni,
30.10.2015, 114. Jahrgang, Nr. 303.

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