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«Wandzeitung» vom 13.11.2016:

Ist die Menschheit ohne eine positive Mutation im menschlichen Genom dem Untergang geweiht:

Faust, die Oper und das Böse.

Die Geschichte der Tragödie Faust ist bekannt und die weltberühmte Oper von Gounod, die im August wieder vortrefflich in Salzburg inszeniert wurde, auch. Das Böse ist in den Genen fixiert. Der Mephisto zeichnet auf unserer Welt für Armut, Sucht, Gier, Verbrechen, Rücksichtslosigkeit, Verleumdung verantwortlich. Das zum Bösen antagonistisch Gute: Bescheidenheit, Fleiss, Ehrlichkeit, Rücksicht ist auch im Genom verankert und wird dem Menschen exogen von Gott zur Pflicht auferlegt. Sowohl das Böse wie auch das Gute und warum sich beide im einzelnen Menschen und in der Gesellschaft durchsetzen, wird von Soziologen, Theologen, Philosophen und so weiter mit bescheidenem Erfolg erklärt.

Kann aus der Beschreibung des Lebens, das sich nach wie vor auf unserem Planeten so abspielt, mit den dramaturgischen Mitteln der Faust Oper eine Schlussfolgerung gezogen und allenfalls ein Plan B, zur Eindämmung des Bösen entwickelt werden? Der Mephisto, Sinnbild des Bösen, ist im Genom des Menschen fixiert. Kann das Böse durch das Ich allein oder durch eine exogene Kraft überwunden werden? Kann das Böse in bestimmten Ichs und ihrem engen Umfeld partiell überwunden werden? Wenn ja, wie und zu welchem Preis? Wie kann der Plan B umgesetzt und am Leben erhalten werden? Sind Rückschläge für das eigene Ich und sein Umfeld vermeidbar?

Bei der Anhörung der Oper auf 3 SAT am 27. August 2016 wurden die oben erwähnten Fragen und das Denken über sie induziert. Francisco de Goya hat mit: «Die Erschiessung der Aufständischen 1814» und Picasso mit «Guernica 1937» das Böse mit der Technik der Darstellenden Kunst beeindruckend und hervorragend gefasst.

Das Kostbarste auf dieser Welt sind nicht materielle Güter wie Autos, Häuser, Aktien und so weiter, sondern zwei Dinge: kreatives Denken und keine Armut. Der Mensch versuchte von Anbeginn die Armut auszuschalten. Das positive, zielgerichtete Denken ist die Voraussetzung zur Überwindung des Bösen, zum Erarbeiten von konstruktiven Lösungen für die Gemeinschaft, aber vor allem zur Entwicklung der Homogenität des Selbst und seiner Resistenz gegen den grossen und kleinen Mephisto, nicht zu letzt im Zwischenmenschlichen. In einer ganzheitlichen Infrastruktur, in der der Mensch Harmonie erlebt, würde es das Böse schwer haben. Bis jetzt gelang das nicht. Der autogene Einsatz des Kreativen Denkens zur Entwicklung, Formung, Ausbalancierung und Reifung des Ichs hat der französische Paläontologe und Jesuit Pierre Teilhard de Chardin 1940 skizziert. Er kam zum Schluss, dass ohne eine positive Mutation im menschlichen Genom, die Menschheit dem Untergang geweiht sei.

Die neue Technologie, die erlauben soll aus Hautzellen diploide menschliche Organismen zu erzeugen, wird vielleicht in Zukunft helfen, die Überlebenschancen des Homo sapiens zu erhöhen.Wie auch immer, es lohnt sich, für jedes Individuum ein Leben lang an sich zu arbeiten, eine Ästhetik des Selbst zu erreichen, weil das echte, tiefe Freude erzeugt.

 


Pierre-François Bocion,
13.11.2016, 115. Jahrgang, Nr. 318.

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