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«Wandzeitung» vom 7.1.2016:

In unsrem Medienland stirbt die Vielfalt, weil alle wertvollen Daten in nur drei Händen sind:

Schweiz verkommt zur Medien-DDR!

Die Medienbasarministerin Doris Leuthard vernichtet mit einem charmanten Lächeln und dem knallharten Handstreich den Wettbewerb der Haltungen in der Schweiz mit potenten Partnern: Der clevere Kopfmensch wie vermögende freie Unternehmer Michael Ringier; die durch staatliche Zwangsgebühren herangewachsene SRG sowie die Swisscom, als allein seelig wirkende Datenbeschaffungs-Diktatur tun sich – wohl leuthardsch grinsend – zusammen! Da können all die tüchtigen verlegerischen Winzlinge und selbst die klug monetär gesteuerten Kommunikationsgesellschaften, rundum von diesem neuen Medienmonster allenfalls noch die hingefallenen Brotbrösmeli zusammenwischen, die modrigen, oder ganz einfach verzweifeln. Doch das darf niemals sein!

Das Mediensystem Schweiz setzt sich aus einer Vielzahl kluger Köpfe zusammen, beziehungsweise aus den weniger gewordenen noch vorhandenen Infovermittlern. In der DDR wurden solche kreativen Zellen Elemente genannt. Im Zeitalter der DDR waren’s Radio, Printmedien, Film und Fernsehen. Jedes dieser Elemente stellte ein eigenes Subsystem dar, bis hin zum Journalisten. Die kannten wohl weder die weibliche Schreibform noch Anstand.

All diese Medien wurden in der DDR nach der Absicht der sozialistischen Grundvorstellungen in Gesellschaft und Politik ausgerichtet, und sie waren nur Teilsystem eines übergeordneten Staatsapparats unter Führung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschland. Ihr Ziel war freilich nicht kluge wie objektive Information über alle gesellschaftlich relevanten Vorgänge und Meinungen im In- und Ausland und die generelle Befriedigung des allgemeinen Bildungs- und Unterhaltungsbedürfnisses, sondern vorrangig sozialistische Bewusstseinsbildung und Erkenntnislenkung durch parteiische Darstellung und Kommentierung von Ereignissen und Sachverhalten. Als Kontrollorgan wirkte die Abteilung Agitation und Propaganda im Zentralkomitee der SED mit dem verantwortlichen ZK-Sekretär. Die Einheitspartei war sich schon früh der Bedeutung und Reichweite der Zeitungen bewusst. Die Pressefreiheit war sogar im Grundgesetzt verankert, wurde indes als «schärfste Waffe der Partei» und als Herrschaftsmittel der Machtelite» bös missbraucht. Sowas schafft Doris Leuthard – mit ihrem Tun in der dritten und vierten Zeile der ersten Spalte – im Alleingang. Glücklicherweise hält der Verband Schweizer Medien diesen Zaubertrick für höchst bedenklich. Er zeigt sich enttäuscht, weil die öffentlich finanzierte SRG mit ihrem Service-public-Auftrag und die Swisscom, die zu 51 Prozent im Besitz des Bundes ist, die Vermarktung aller Werbung zusammen mit Ringier in eine gemeinsame Firma legen darf. Die Verbandsspitze fordert, dass sämtliche Daten und Nutzerprofile der Swisscom wie der SRG zeitgleich und zu gleichen Konditionen dem Monopolunternehmen beziehungweise dessen künftigen Partnern zur Verfügung gestellt werden.

Wettbewerb ist das auch nicht. Wie soll sich denn ein kleines und mittleres Medienunternehmen hierzulande solche Zusatzkosten leisten können? Was in der DDR ideologisch zerdonnert wurde, wird in der modernen Schweiz freilich in grosser Überheblichkeit wirtschaftlich zerstört. Schweiz – DDR: 1:1!


Guido Blumer,
7.1.2016, 115. Jahrgang, Nr. 7.

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