Logo Wandzeitung
Herausgeber: Guido Blumer & Roger Rutz.
Archiv:   Blog:   Echo:   Home:   Kontakt:   Leitbild:   Partner:   Sponsoren:   Twitter

«Wandzeitung» vom 7.2.2016:

Die eidgenössischen Räte haben 2015 Stablilität zementiert und Italianità verworfen:

Ein Tessiner würde die Schweiz ändern.

Es ist wohl schon so, dass der sympathisch quere Norman Gobbi – von der Tessiner Lega wie der blocherschen SVP – in Verhältnissen mit stadtzürichdeutschem Geplauder und angegrauten Schläfen, also mit braven Bünzlis nordhelvetischer Prägung, niemals hätte den italiensch parlenden eidgenössischen Minister spielen dürfen. Einfach, weil der in Faido geborene 38-jährige Südschweizer, der 1996 Mitglied der Gemeindelegislative seines jetzigen Bürgerortes Quinto wurde, hier in unserer tierisch ernsten Fleissgesellschaft mit Limmatschnauze – quer im Viersprachengefilde steht – und wohl zu lebensfroh durch unsere kleine heile Welt politisiert. Allein: Diese Denkweise ist ein fundamentaler Fehler. Denn die zu souverän auftretende deutschsprachige Helvetia braucht dringendst gesellschaftsprägende südliche Impulse. Und die dürfen sogar provokativ sein und durchaus vom Kommunikationswissenschaftler und Marketingspezialisten Gobbi geprägt. Okay, der 56-jährige welsche Rebbauer Guy Parmelin, wird auch mehr Selbstironie, Gelassenheit und Lebensfreude in die helvetische Regierung bringen und deutschschweizer Bünzlikeit in den Schatten stellen. Aber! Eine Tessinerin oder ein Tessiner brächte schlicht mehr Raffinesse, Schlitzohrigkeit und Kreativität ins politische Leben, als die braven Leutchen ausserhalb unseres italienischsprachigen Raums. Zwar stehen sie etwas im Schatten des mächtigen Gotthards, aber in ihren Herzen leuchtet Tatendrang und Menschenfreundlichkeit, womöglich sogar Menschenliebe, südliche Empathie.

Mit Gobbi, aber ausdrücklich auch mit Filippo Lombardi, haben wir zwei nicht nur sympathische wie kluge Tessiner, sondern mit allen Wassern gewaschene Politurgesteine, die in uns kühlen Nordmenschen, mit ihrer unbändigen Positivkraft und Freundschaftlichkeit in feurige Begeisterung führen können. Der 59-jährige in Airolo heimatberechtigte Lombardi ist ein cleverer wie erfolgreicher Journalist, Medienunternehmer, Verwaltungsratsdelegierter von TeleTicino und Radio 3iii. Er war vor zwei Jahren Präsident des Ständerats, und ist nun Präsident der CVP-Fraktion in der Bundesversammlung. Er studierte Recht und Wirtschaftspolitik an der Universität Freiburg und war von 1979 bis 1991 Unterassistent für kanonisches Recht. Von 1981 bis 1987 war er Generalsekretär der Europäischen Jungen Christdemokraten in Brüssel, von 1984 bis 1987 Gemeinderat in Minusio. Zwischen 1987 und 1996 leitete er als Direktor die Tessiner Tageszeitung Giornale del Popolo in Lugano, und 1996 gründete er das Privatfernsehen TeleTicino, dessen Verwaltungsratspräsident er von 1996 bis 1999 war, und dann bis 2001 Generaldirektor. Hierauf wurde er Präsident von Telesuisse, dem Verband der Schweizer Privatfernsehsender. Und seit sechs Jahren ist er auch noch Verwaltungsratspräsident des Eishockeyclubs HC Ambri-Piotta. Eine unglaublich fähige Person.

Da wohl Lombardis Parteikollegin Doris Leuthard in absehbarer Zeit mit ihrer desaströs wirtschaftsfeindlichen wie staatsgläubigen Medienpolitik scheitert, stehen zwei überaus dynamische und lebensfrohe Tessiner bereit, welche die strenge Schweiz etwas empathischer und wirtschaftsfreundlicher machen würden.


Guido Blumer,
7.2.2016, 115. Jahrgang, Nr. 38.

Artikel als PDF downloaden

Zu diesem Artikel wurde noch kein Standpunkt abgegeben.

 

Veröffentlichen Sie als erste Person Ihren

Standpunkt*:

Name:

*Wir freuen uns sehr über Ihre Gedanken zum Text des Tages, bitten Sie jedoch, keine Personen zu verunglimpfen und deren Haltung mit Respekt zu begegnen. Danke schön. Verstösse gegen unser Leitbild werden indes nicht verbreitet.

 

Winterthurs kleinste Zeitung der Schweiz.