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«Wandzeitung» vom 24.10.2014:

Alltägliches:

Souvenirs.

Je hygienischer, desto anfälliger. Mit unserem Wahn nach dem keimfreien Umfeld schwächen wir unser Immunsystem derart, dass wir ungewollt allerlei Krankheiten und Parasiten willkommen heissen. Oft nehmen wir sie von Ferienreisen mit oder, wie in meinem Fall, laden sie zu uns nach Hause ein.

Mein geliebter Gottibueb vom Nachbarland kam im Sommer für ein paar Tage zu Besuch. Wir sehen uns selten und so ist die gemeinsame Zeit das kostbarste Geschenk überhaupt. Wir lachen, spielen zusammen, trinken aus demselben Glas und knuddeln uns durch. Von seiner Mama hatte ich von seiner Neurodermitis erfahren. Instinktiv hatte sie das immer angezweifelt. Der Kleine sprang gerne halbnackt herum und kratzte sich seine Fussgelenke blutig. Die Pflege überliess ich der Mutter und sah mir das Ganze leider nicht selber an. Unsere Aktivitäten bei bestem Wetter standen im Mittelpunkt und es gab einander viel zu erzählen. Dass sich auch die Frau öfters kratzte fiel mir nicht weiter auf, dafür konnte es ja viele Gründe geben.

Einige Zeit später schrieb sie mir dann per Mail, dass sie einen Ausschlag bekommen habe und nachts kaum noch schlafen könne, so jucke der. Was soll man machen, man wünscht von Herzen gute Besserung und denkt nicht weiter darüber nach. Bis sich die Klagen häufen, der Leidensdruck bei meinen Lieben wurde anscheinend immer heftiger. Die Rennerei von Arzt zu Arzt fing an, ebenso ihre eigenen Recherchen im Internet. Sie teilte mir mit, dass sie sich nun selber mit dem Kind ins Spital einweise. Sie habe alle Sitzmöbel in Plastiksäcke eingepackt, sie fürchte, dass sie an einem unbekannten bekannten Parasiten leiden. Ich staunte und las selber nach. «Gepflegte Skabies», sprich Krätze, klingt nach Harry Potter, ist aber nicht lustig! Es sind Hautmilben, die sich durch die oberste Schicht ins Innere graben. Sie ernähren sich von der Zellflüssigkeit und sind kaum zu sehen. Ihre Ausscheidungen verursachen ein Ekzem. Besonders bei Nachtwärme unter der Decke sind sie aktiv. Bei gesunder Abwehr habe man meistens nur an die fünf Parasiten. Aber die pflanzen sich munter weiter.

Vor zehn Tagen tauchten bei mir winzig kleine Bläschen auf, nix entzündet und einzeln verteilt. Mein Gehirn gab konfuse Inputs von Juckreiz ab. Mal oben, mal unten, mal links, mal rechts: wie ein Lichtsignal. Erst wenn die Reizung von Dauer an einem Ort war, kam ein neues Pünktchen zum Vorschein. Nach geraumer Zeit sah ich den Zusammenhang und ging subito zum Dermatologen. Tatsächlich! Mit Permethrinfünf Prozent versuchte ich den Biestern zu Leibe zu rücken. Sämtliche Wäsche muss nun mit mindestens 60 Grad gewaschen werden, die Prozedur wiederhole ich nach zwei Wochen gerne.

Wenn Sie sich jetzt beim Lesen immer kratzen müssen, hat das mit mir aber nix zu tun. Übertragen wird das Ganze nämlich nur via intensivem Körperkontakt. Bleiben Sie wachsam und gesund!


Momo Appenzeller,
24.10.2014, 113. Jahrgang, Nr. 141.

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