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«Wandzeitung» vom 3.2.2016:

Schweizer Qualität:

VON UNS VON HIER: Migros.

Die Welt in meinem Suppenteller! Erstaunlich aber wahr: «Schweizer Qualität» steht auf der Packung. Was drin ist, ist aber anders: Hier versammelt sich die Welt. Zum Beispiel bei der Beutelsuppe von Knorr (Knorr ist längst nicht mehr Knorr, sondern Unilever – der grösste Konkurrent von Nestle). In der Fidelisuppe ist gerade noch der Zucker aus der Schweiz. Ganz eigenartig, dass in unsererm Land kein Knoblauch wächst, oder? Dass das Palmöl aus Brasilien geliefert wird, kann man noch verstehen. Der Hartweizen kann aus verschiedenen Ländern stammen: aus Canada, aus den USA, aus der EU. Rüebli hat es noch drin, aber Rüebli, die wir im Aargau wähnen, kommen bei Unilever aus Österreich. Sellerie wächst bei uns offenbar auch nicht in genügender Menge, also importiert man ihn aus Deutschland. Dass in der Schweiz keine Zwiebeln mehr wachsen, ist neu. Der Berner Zibelimärit gehört wohl bald der Vergangenheit an. Die Knorr-Zwiebel kommt aus Aegypten. Liebstöckel und Petersilie aus Deutschland. Was genau das Mastodextrin in meiner Suppe bewirkt, weiss ich nicht, dafür weiss ich, dass es aus Ungarn stammt. Der Hefe-Extrakt wird in Deutschland oder Österreich produziert, die Schweizer schaffen das wahrscheinlich einfach nicht. Das Tomatenpulver kommt aus der EU und die Kartoffelstücklein in meiner Suppe werden in Österreich geschnetzelt. Dass Curcuma aus Indien importiert wird, erstaunt weniger. Bei uns gibt es zwar Hanf-Plantagen, von Curcuma-Plantagen habe ich nichts gehört. Bemerkenswert ist, dass sämtliche Zutaten biologisch angebaut werden. Wer kontrolliert in Aegypten die Zwiebeln und in Indien das Curuma ...

Jetzt aber wirds komisch: Seit einiger Zeit steht auf der Packung nicht mehr, woher die Zutaten stammen. Wahrscheinlich hat ein Konsument moniert, dass man nicht von Schweizer Qualität sprechen könne, wenn nur zwei Gramm Zucker aus der Schweiz stammen.

Dieser Geschichte wollte ich nachgehen. Bei Unilever Schweiz gab man sich bedeckt: Zwar wurde das Telefongespräch aufgezeichnet, von einer Änderung des Packungsaufdrucks wusste man nichts. Ich wurde nach Deutschland verwiesen. Da wollte man wissen, für wen ich schreibe und was genau der Punkt sei. Ich möge die Anfrage schriftlich stellen – denn am Telefon könne man das nicht behandeln. Jedenfalls ist es so, dass offenbar in Deutschland niemand weiss, dass an der Packung der Suppen jemals etwas geändert worden ist.

Wir müssen es nicht bei Knorr belassen, da fände ja jeder ein Haar in der Suppe. Interessant ist, dass Migros eine Kampagne mit dem Slogan VON UNS – VON HIER startet. Und natürlich verkauft Migros munter Knorr-Suppen, deren wesentliche Bestandteile aus dem Ausland stammen. Von uns von hier: Dass ich nicht lache. Bei den Dörrbohnen geht es nicht dem Hersteller, sondern dem Konsumenten ums Portemonnaie. Dörrbohnen VON HIER kosten pro Packung 5.60, das gleiche aus China nur die Hälfte. Ich weiss nicht genau, wie die Dörrbohnen von China in die Schweiz transportiert werden, aber bestimmt wissen die Konzerne, dass dies umweltschonend geschieht.

Zum Wochenmenü von Coop: Pouletgeschnetzeltes. Aus Dänemark. En Guete.

 


André Bernhard,
3.2.2016, 115. Jahrgang, Nr. 34.

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